Rückblick auf „The European Discovery of China“

Dolors Folch und Anna Busquets Alemany von der Universidat Pompeu Fabra in Barcelona boten im Oktober und November 2017 über FutureLearn einen sensationellen Kurs unter dem Titel „European Discovery of China“ an. In diesem Kurs beschrieben sie verbindenden Elemente europäischer und chinesischer Geschichte über einen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten mit einem Schwerpunkt auf das 13. – 17. Jahrhundert.

In zahlreichen kurzen Videovorträgen, historischen Dokumenten wie Karten und Publikationen aber auch Kunstgegenständen beschreiben Folch und ihr Team nicht nur, was die europäischen Mächte von China wussten und umgekehrt, sie decken auch deren gegenseitige Beeinflussung auf und im Verlaufe des Kurses wird klar, dass der erneute Einfluss von China in wirtschaftlicher, kultureller und politischer Hinsicht keine Neuerscheinung ist, sondern eigentlich nur einen Zustand herstellt, welcher über Jahrhunderte als Normalfall gelten muss.

Nebst den hervorragenden zu Verfügung gestellten Materialien lebte der Kurs auch von den engagierten Diskussionen der Kursteilnehmer, welche die vorgestellten Materialien aus ihrer (weltweiten) Sicht kommentierten, aufkommende Fragestellungen ins Detail recherchierten und damit einen höchst lehrreichen und anregenden intellektuellen Diskurs ermöglichten.

Ein zusätzlicher Bonus des Kurses bestand darin, dass die Transkripts der Vortragsvideos nicht nur in Englisch, sondern auch in Spanisch, Katalanisch und Mandarin zu Verfügung gestellt wurden. Zusammen mit den ausführlichen Diskussionen von verschiedenen Versionen des Qingming Shanghe Tu (清明上河图) sowie zahlreicher historischer Publikationen von China vor allem aus Portugal und Spanien, ergab sich so ein tiefer Einblick in die verschiedenen Kulturen Europas und Chinas.

Am erstaunlichsten aber ist vielleicht die Tatsache, wie viel grösser der Einfluss Chinas zumindest bis zum 17. Jahrhundert auf die europäische Geschichte war als umgekehrt. Von den prunkvollen Gewändern des Klerus und Adels, welche diese von den mongolischen Herrschern kopierten, über die aus China importierten Güter bis zum Einfluss konfuzianischen Gedankenguts auf die Aufklärung, deckt Folch einen interessanten Zusammenhang nach dem anderen auf und regt so die Kursteilnehmer dazu an, Teile ihres Weltbildes radikal zu überdenken.

Der vorgestellte Kurs ist auch dann ein Besuch wert, wenn man die Zeit für die ganzen 8 Wochen nicht aufbringen kann, denn jeder Kursteil bietet zahlreiche Anregungen und zeigt damit, dass Geschichte spannender als ein Kriminalroman sein kann. Insbesondere dann, wenn man  so gut erzählt, wie das bei Dolors Folch und ihrem Team der Fall ist.

Links

The European Discovery of China: https://www.futurelearn.com/courses/european-discovery-china

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