Moodle: Live Report

Im  Gespräch mit ICT-Verantwortlichen zeigt sich immer wieder, dass Moodle an vielen Institutionen als Lernplattform zwar eingesetzt wird, mögliche Erweiterungen jedoch kaum bekannt sind. Damit verschenkt man sich nicht nur technische Arbeitserleichterungen, sondern auch pädagogisch sinnvoll einsetzbare Möglichkeiten. Oft führen diese fehlenden Optionen dann zum Einsatz eines externen Werkzeugs, dessen Einsatz durch die fehlende Einbindung zusätzlichen Aufwand verursacht oder gar Fragen hinsichtlich des Datenschutzes aufwirft.

Deshalb sollen in diesem Blog in loser Folge hilfreiche Plugins vorgestellt werden, welche sich im täglichen Einsatz bewährt haben. Den Anfang macht mit dem Live Report eine Erweiterung des Quiz-Moduls.

Wie der Name bereits andeutet, ist es mit dem Live Report möglich, die vorläufigen Ergebnisse der Lernenden schon während der Durchführung eines Tests (oder Quizzen) live mitzuverfolgen. Durch die zuschaltbare Farbkodierung gewinnt diese Berichtoption zusätzlich an Überschaubarkeit. Das folgende Video (ohne Ton) zeigt auf, wie der Live Report aussieht.

Um den Live Report zu starten, wählt man als Lehrperson im Menü zum entsprechenden Test die Option Live Report aus. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass das Plugin vorgängig vom zuständigen Administrator installiert wurde.

Im Unterricht lässt sich der Live Report mindestens in den folgenden beiden Szenarien verwenden.

  1. Während die Lernenden einen Test lösen, kann sich die Lehrperson durch den gewonnen Überblick bereits auf eine gezielte Besprechung des Tests vorbereiten.
  2. Der Live Report wird in einer Lektion verwendet, damit die Lernenden während einer Präsentation der Lehrperson Fragen beantworten können. Die stets aktuellen Ergebnisse nutzt die Lehrperson dann, um einzelne (unklare) Elemente der Präsentation gezielt zu vertiefen. Damit wird es der Lehrperson möglich, auf Verständnisschwierigkeiten der Lernenden viel gezielter zu reagieren, als dies im traditionellen Frage-Antwort-Unterricht der Fall ist.

Technisch funktioniert der Live Report mit allen üblichen Fragetypen und auch einigen erweiterten Fragetypen. Allerdings ist es noch so, dass bei Fragen, welche mehrere Einträge verlangen (mehrere Lücken aufweisen), eine Berechnung des vorläufigen Ergebnisses erst dann erfolgt, wenn alle Teile ausgefüllt worden sind.

Links

Am Anfang war das Wort

Beim Spracherwerb ist die Erweiterung des Wortschatzes zentral, weil mit einem erweiterten Wortschatz nicht nur die Sprache an Deutlichkeit gewinnt, sondern damit auch das Weltverständnis wächst.

„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ (Wittgenstein)

Dieses Verständnis ist wichtig im Umgang mit anderen und spielt eine zentrale Rolle bei der Erschliessung von literarischen Texten und Fachartikeln.

Doch, so bewusst den meisten Lehrpersonen die Wichtigkeit der Wortschatzarbeit ist, so schwierig ist deren Umsetzung. Insbesondere die zu Verfügung stehende Vorbereitungszeit ist ein wichtiger Faktor, weshalb Lehrpersonen auf eine geplante Wortschatzarbeit in ihren Lektionen verzichten.

Dieser Beitrag zeigt, wie eine Wortschatzarbeit mit einem halbwegs vernünftigen Vorbereitungsaufwand seitens der Lehrperson und mit entsprechenden Übungen für die Lernenden durchgeführt werden kann.

Was braucht es für die Wortschatzarbeit?

Damit Wortschatzarbeit im Unterricht in Zusammenhang mit einem Lesetext gelingen kann, sind mindestens folgende Schritte notwendig:

  1. Der Text muss darauf untersucht werden, welche Begriffe den Lernenden möglicherweise unbekannt sein könnten.
  2. Für die einzelnen Begriffe müssen entsprechende „Übersetzungen“ (Definitionen) verfasst werden.
  3. Die Lernenden sollten Zugriff auf die Wortliste erhalten.
  4. Die Lernenden sollten Gelegenheit haben, mit der Wortliste abwechslungsreich zu üben.

Jeder dieser Schritte birgt seine eigenen Herausforderungen.

Das Erfassen der Begriffe bedingt, dass die Lehrperson über eine gute Vorstellung darüber verfügt, welche Begriffe den Lernenden unbekannt sind, welche der Wiederholung bedürfen und welche Begriffe als bekannt und abrufbar vorausgesetzt werden können. Zwar wächst diese Erfahrung mit zunehmender Unterrichtstätigkeit, letztlich gelingt aber auch einer bestandenen Lehrperson immer nur eine auf Vermutung basierende Annäherung an den tatsächlichen Wissensstand der Schülerinnen und Schüler.

Das Schreiben der Definitionen bedingt ein umfassendes Verständnis des Zieltextes, da viele Begriffe (nicht nur in der deutschen Sprache) mehrere Bedeutungen innehaben. Wird hier auf die falsche Bedeutung gesetzt, führt dies zu Verwirrung bei den Lernenden, weil sie nicht nur zusätzliche Informationen verarbeiten müssen, sondern diese sie auch noch in die Irre führen.

Der Zugriff auf die Wortliste ist im traditionellen Unterricht oft eingeschränkt, weil Worterklärungen oft spontan und dann meist auch nur mündlich vermittelt werden. Selbst wenn eine Liste in Papierform abgegeben wird, kann sich die Suche darin als schwierig gestalten.

Beim Üben der neuen Begriffe sind viele Lernende überfordert und entscheiden sich für Lernstrategien, die wenig nachhaltig sind. Eine häufige Strategie besteht darin, die Liste von oben nach unten durchzugehen und diese – im Idealfall durch Abdecken der Lösungen (Erklärungen) – zu replizieren. Da nicht alle Lernenden in der Lage sind, dieses Vorgehen fehlerfrei durchzuführen, braucht es häufig noch eine Nachkorrektur durch die Lehrperson. Wobei klar sein dürfte, dass der Aufwand der Lehrperson nicht unmittelbar zu einem Lernerfolg bei den Schülerinnen und Schülern führt.

Wie kann der Wortschatz besser erarbeitet werden?

Für alle Schritte soll nun aufgezeigt werden, wie diese für die Lehrperson vereinfacht (geringerer Zeitbedarf) und für die Lernenden zielgerichteter gestaltet (höherer Lernerfolg) werden können. Dazu werden in jedem der vier Schritte digitale Werkzeuge eingesetzt. Diese dienen als Beispiele und können zumindest teilweise durch ähnliche Angebote ausgetauscht werden.

Erfassen des Wortschatzes

Auf lange Sicht ist die Erfassung des zu lernenden Wortschatzes durch die Lehrperson ungünstig, weil der dafür benötigte Zeitaufwand die Konzentration auf andere Aspekte des Unterrichts verunmöglicht und viel wichtiger, die Lernenden mit der Zeit zur selbständigen Arbeit mit unbekannten Begriffen geführt werden sollen.

Deshalb besteht der erste Schritt darin, dass die Lernenden selbst den ihnen unbekannten Wortschatz auflisten. Allerdings stellen sich dabei wieder eine ganze Reihe von Schwierigkeiten:

  • Wenn bei den Lernenden die Vertrautheit mit einer entsprechenden Wortschatzarbeit fehlt, werden sie wahrscheinlich nur wenige Begriffe auswählen. Möglicherweise auch aus der Angst heraus, als „dumm“ zu erscheinen.
  • Die Lernenden müssen den ganzen Text durchlesen, was viel Zeit in Anspruch nimmt.
  • Möglicherweise übersehen die Lernenden bei einer flüchtigen Durchsicht wichtige Begriffe, die ihnen unbekannt sind.

Ideal wäre also ein Werkzeug, bei dem die Schülerinnen und Schüler in einem Textausschnitt unbekannte Wörter direkt markieren könnten und diese dann automatisch zu einer Gesamtliste zusammengezogen würden.

Genau diese Möglichkeit bietet das an der EPFL ( École polytechnique fédérale de Lausanne) entwickelte kollaborative Lernwerkzeug FROG (Fabricating and running orchestration graphs). Mehr über FROG erfährt man im entsprechenden Blog.

Damit kann die Lehrperson einzelnen Lernenden einen zufälligen Textausschnitt zuordnen, den diese dann darauf untersuchen, welche Wörter ihnen unbekannt sind. Die von den Lernenden markierten Begriffe werden automatisch zusammengeführt und als Wortliste oder direkt im Text durch farbliche Markierungen dargestellt.

FROG aus der Sicht der Lehrperson

Die von den Lernenden selbst gewählten Begriffe können also sofort im Unterricht thematisiert werden, oder aber die Lehrperson nutzt die ebenfalls zu Verfügung stehende Liste der gewählten Begriffe, um weitere Lernobjekte zu erstellen.

Schreiben der Definitionen

Während das Schreiben der Definitionen durchaus auch durch die Lernenden selbst erfolgen kann, empfiehlt es sich insbesondere bei Schülern der tieferen Klassen der Sekundarstufe I, dass die Lehrperson diesen Schritt selbst ausführt. Recht einfach geht dies, wenn dazu eine Tabelle (Textverarbeitung oder Tabellenkalkulation) verwendet wird.

Die Definitionen muss man sich nicht selbst ausdenken, sondern dabei kann auf verschiedene Online-Dienste zurückgreifen. Oft genügt dabei schon eine Google-Suche in Verbindung mit dem Stichwort „Definition“.

Das Google-Wörterbuch liefert meist gute Erklärungen.

Alternativen mit jeweils eigenen Stärken und Schwächen sind das Duden Wörterbuch, das Wiktionary und das DWDS.

Sind die Definitionen einmal geschrieben – zur Förderung der Verständlichkeit sind dabei manchmal kleinere Anpassungen notwendig – können diese in ein Glossar umgewandelt werden. Für die Lernplattform Moodle steht dafür z.B. eine Exceldatei mit entsprechenden Makros oder ein Online-Konverter zu Verfügung. Die Links zu den entsprechenden Werkzeugen finden sich hier.

Zugriff auf die Wortliste

Im Gegensatz zu einer Papierliste bietet ein Glossar in Moodle viele Vorteile.

Beispiel für ein Glossar in Moodle mit Suchfunktion

Nebst der schnellen Navigation über den Index kann in einem Moodle Glossar auch direkt nach einem Wort gesucht werden. Dies gilt für die Begriffe ebenso wie Wörter in den Erklärungen selbst. Zusätzlich ist es möglich, einzelne Einträge mit multimedialen Inhalten (Bild, Ton, Video, Simulation) zu ergänzen. Und selbstverständlich kann eine Erklärung jederzeit angepasst werden, wenn die Lernenden beispielsweise rückmelden, dass die Erklärung zu schwierig ist.

Sollen die Schülerinnen und Schüler die Begriffe selbst erklären, stellt Moodle hierzu ein umfassendes Rechtemanagement zu Verfügung. Es ist sogar möglich, das Lernende die Erklärungen anderer Schülerinnen und Schüler kommentieren und bewerten.

Abwechslungsreiche Übungen

Die erstellte Begriffsliste kann entweder in Quizlet weiterverwendet werden oder aber direkt in Moodle. Eine sehr hilfreiche Möglichkeit ist die automatische Generierung von Kreuzworträtseln mittels des Game Plugins. Dazu erstellt man unter Aktivitäten ein neues Kreuzworträtsel und wählt das entsprechende Glossar aus. Zufallsgeneriert wird dann für alle Lernende ein Kreuzworträtsel erzeugt, welches auch mehrfach gelöst werden kann.

Automatisch erzeugtes Kreuzworträtsel in Moodle

Mit weiteren Werkzeugen können ausserdem Lückentexte, Multiple Choice Aufgaben und Zuordnungsübungen ebenfalls automatisch erzeugt werden. Passt man die Einstellungen für diese Übungsformen entsprechend an, können die Lernenden auch diese Übungsformen mehrmals angehen, weil bei jeder Durchführung eine neue Kombination angezeigt wird.

Für die Lehrperson hat dieser Ansatz der Wortschatzarbeit den Vorteil, dass auf eine Korrektur von Hand verzichtet werden kann und damit Zeit zu Verfügung steht, auf individuelle Fragen der Lernenden einzugehen oder weitere reichhaltige Übungsmaterialien zu Verfügung zu stellen.

Zusammenfassung

Durch die Verwendung digitaler Werkzeuge lässt sich der Vorbereitungsaufwand für gezielte Wortschatzarbeit verringern und der Lernerfolg bei Schülerinnen und Schülern durch schnellere Rückmeldungen und motivierende Übungsformen verbessern. Dies führt bei Lernenden zu einem reicheren Wortschatz und damit auch zu einem besseren Textverständnis.

Im Gegensatz zu zum Unterricht auf Papier, in dem die Wortschatzarbeit häufig losgelöst vom eigentlichen Thema erfolgt, ermöglicht der Zeitgewinn durch die Digitalisierung eine Wortschatzarbeit, welche unmittelbar an einem Lese- oder Fachtext oder als Vorbereitung darauf erfolgt. Die Lernenden erleben dadurch die Wortschatzarbeit als sinnstiftender, was sich wiederum positiv auf die langfristige Lernmotivation auswirkt.