Lehrmittel im Fernunterricht

Im Fernunterricht gewinnt die selbständige Arbeit der Schülerinnen und Schüler gegenüber dem geleiteten Unterricht im Präsenzunterricht an Bedeutung. Die aktuell zu Verfügung stehenden Lehrmittel sind dafür nur bedingt geeignet.

Einerseits ist dies durch den gewählten Ansatz der Lehrmittel bedingt, die so aufgebaut sind, dass Lernende die zu vermittelnden Inhalte praktisch kaum eigenständig erarbeiten können (z.B. stehen Lösungen nicht direkt zu Verfügung), andererseits behindert aber die physikalische Beschaffenheit eine einfache Verwendung im Fernunterricht: Während die Schülerinnen und Schüler die Bücher getrost nach Hause tragen können, wird es bereits bei den Audio- und Videoaufnahmen schwierig.

Dieser Umstand kann zwar durch die digitalen Pendants einiger Lehrmittel gelindert werden, dazu müssen aber entsprechende Zugänge zu den Plattformen der Lehrmittelverlage freigeschaltet werden, was nicht nur administrativ aufwendig ist, sondern meist auch mit einer zusätzlichen Miete des Angebots abgegolten werden muss.

Erschwerend kommt hinzu, dass diese Angebote häufig nur niederschwellig digitalisiert sind: Sie können zwar mit einem Computer oder anderen digitalen Gerät genutzt werden, eine Anpassung der Inhalte auf die Bedürfnisse der Lernenden durch die Lehrperson ist in der Regel aber nicht vorgesehen.

Anpassung des Materials für den Fernunterricht

Und genau hier liegt eine der grossen Herausforderungen des Fernunterrichts. Ohne entsprechende Rückmeldungen für die Lehrperson und die Lernenden, gleicht diese Unternehmung einem Blindflug. Weder Lehrpersonen noch den Lernenden ist es möglich, den tatsächlichen Lernstand bei der Verwendung der traditionellen Lehrmittel in genügendem Masse abzuschätzen.

Versucht man unter diesen Umständen, die Situation im Klassenzimmer, wo schnelle Rückmeldungen möglich sind, nachzustellen, artet dies für alle Beteiligten in einem nicht unerheblichen Mehraufwand auf. Die Lernenden fotografieren von Hand ausgefüllte Arbeitsblätter ab und senden diese über mehr oder weniger sinnvolle Kanäle (Post, E-Mail, OneNote, …) an die Lehrperson, welche durch Routinekorrekturen vollständig aus- meist sogar überlastet wird.

Dieser Umstand ist besonders für Schulen stossend, welche in den letzten Jahren eine funktionierende digitale Infrastruktur aufgebaut haben. In dieser Situation steht man als Lehrperson vor der Entscheidung, die bereits vorhandenen Lehrmittel mit den beschriebenen Nachteilen einzusetzen, oder aber auf modernere digitale „Eigenkreationen“ zu setzen, welche mehr Interaktion bieten und die Lehrperson zumindest von Routinekorrekturen entlasten.

Anstelle des Lehrmittels (Lehrbuch, Arbeitsblätter …) werden also alternative Ressourcen eingesetzt oder vorhandene Teile des Lehrmittels digital aufgearbeitet, wobei sich schnell herausstellt, dass die vorliegenden Lehrmittel eben unzureichend digitalisiert sind. Schnell einfach einmal aus einem Lesetext eine interaktive Übung mit Audiodatei zu erstellen, scheitert oft schon daran, dass die entsprechenden Elemente gar nicht in einer nutzbaren digitalen Version vorhanden sind. Ist dies doch der Fall, dann wird die Verwendung durch ungeeignete Formate (z.B. PDF für Vokabellisten) unnötig erschwert.

Lernpfad im Präsenz- und Fernunterricht
Die dicken Pfeile stellen den vom Lehrmittel empfohlenen Hauptlehrpfad dar.

In der Grafik sind die vom Lehrmittel vorgesehenen Lehrmittelteile gelb und blau eingefärbt, wobei die blauen Lehrmittelteile als Alternativ- und Zusatzmaterialien verwendet werden können. Teilweise müssen die blauen Lehrmittelteile (Arbeitsblätter) von der Lehrperson für die Lernenden noch kopiert werden. Die grau gefärbten Aktivitäten werden von den Lehrpersonen selbst für den eigenen Präsenzunterricht eingesetzt und sind vom Lehrmittel nicht ausdrücklich so geplant. Die grünen Aktivitäten schliesslich sind die für den Fernunterricht zusätzlich bereitgestellten oder auf Vorlage des Lehrmittels aufgearbeiteten Aktivtäten, welche die Schülerinnen und Schüler weitgehend selbständig bearbeiten können.

Auffallend ist der geringe Anteil der Lehrmittelelemente, welche unmittelbar eingesetzt werden können. Nur gerade die interaktive Übung konnte direkt übernommen werden. Und dabei wird davon ausgegangen, dass die entsprechende Ressource frei zugänglich im Web zu Verfügung steht. Die anderen Ressourcen stammen teilweise aus anderen Quellen oder entstehen erst durch die Weiterbearbeitung vorhandener Lehrmittelelemente. Dieser Bearbeitungsaufwand hängt stark von den vom Lehrmittelverlag zu Verfügung gestellten Formate einzelner Ressourcen ab.

Unterschiedliche Bedürfnisse

Dass die Lehrmittelverlage versuchen, ihre Investitionen zu schützen und für ihre Arbeit entlöhnt werden wollen, ist nichts als legitim. Wenn aber für den Fernunterricht und für die Digitalisierung ungeeignete Geschäftsmodelle dazu führen, dass den Lehrpersonen der Unterricht mit den eigenen Schülerinnen und Schülern unnötig erschwert wird, dann stellt sich spätestens nach den Erfahrungen der letzten Schulwochen die Frage nach der Berechtigung solcher Lehrmittel. Insbesondere dann, wenn diese von der kantonalen Schulverwaltung auch noch als verpflichtend erklärt werden.

Natürlich können bei bestehenden Lehrmitteln die Spielregeln nicht einfach im Nachhinein geändert werden, denn auch die Lehrmittelverlage sind gegenüber ihren Zulieferern rechtliche Verpflichtungen eingegangen. Für zukünftige, als obligatorisch erklärte Lehrmittel geht es aber nicht mehr an, dass die Arbeit der Lehrpersonen durch eine ungenügende Digitalisierung oder durch Geschäftsmodelle, welche zwar digitale Plattformen vorsehen, deren Zugänglichkeit für die Lernenden aber durch technische Massnahmen erschweren, in einem solchen Masse behindert wird. Denn Sinn und Zweck der Volksschule ist ja nicht die Vollbeschäftigung von Lehrpersonen und im Schulumfeld arbeitender Personen, sondern vielmehr der möglichst optimale Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler. Dieses Ziel zu erreichen funktioniert aber nur, wenn Lehrpersonen ein maximaler Anteil ihrer Arbeitszeit für die ihnen anvertrauten Lernenden zu Verfügung steht.

Emoji-Geschichten

Die Vielzahl der zu Verfügung stehenden Emojis erlaubt es, diese in Geschichten anstelle von Gegenständen und emotionalen Ausdrücken zu verwenden. Die folgende H5P-Präsentation zeigt, wie Schülerinnen und Schüler eigene Emoji-Geschichten schreiben können. Im Anschluss daran werden einige Arbeiten von Schülerinnen und Schülern präsentiert.

Die Lernenden erhielten den Auftrag, mit Emojis Geschichten für Schülerinnen und Schüler der Unterstufe zu schreiben. Dabei sollten sie sich möglichst in deren Gedankenwelt einfühlen und beim Schreiben der Texte eine einfache Sprache mit einfachem Satzbau verwenden.

Geschichten von Schülerinnen und Schülern als PDF

Die Namen der Autorinnen und Autoren werden nur genannt, falls dies ausdrücklich gewünscht wurde.

Am Strand

Der kleine Elefant

Der Piraten-Papagei

Der Traum

Der Urlaub

Die Geschichte der weisen Eule

Emoji-Geschichte

Finns kleines Abenteuer

Noah liebt Tiere

Sofia im Zoo

Geschichten von Schülerinnen und Schülern im H5P-Format

Alle Schülerinnen und Schüler ergänzten die Texte mit passenden Audioaufnahmen. Bei den vorliegenden Beispielen wurden die Audiodateien auf Wunsch der Lernenden teilweise entfernt.

Geschichten mit Audiodateien

Geschichten ohne Audiodateien

Anmerkungen

Die Lernenden schrieben die Geschichten während des Fernunterrichts weitgehend selbständig. Möchte man ein ähnliches Projekt im Präsenzunterricht durchführen, sollte man für das Schreiben des Textes etwa zwei Lektionen einplanen. Ausserdem ist es hilfreich, wenn sich die Schülerinnen und Schüler ihre Geschichten vor dem Einfügen der Emoji gegenseitig vorlesen können.

Die Zeit, welche für das Einfügen der Emojis benötigt wird, hängt stark von der Textvorlage ab. Sich wiederholende Emojis kann man mit der Suchen/Ersetzen-Funktion der Textverarbeitung schnell einsetzen. Die Audioaufnahmen gelingen einfacher (ohne zu schneiden), wenn jeweils nur ein Abschnitt auf einmal vorgelesen wird. In welcher Form die Geschichten präsentiert werden, kann von den vorhandenen Werkzeugen (Textverarbeitung, Präsentation, …) und der eigenen Vertrautheit damit abhängig gemacht werden.