Rückblick auf „The European Discovery of China“

Dolors Folch und Anna Busquets Alemany von der Universidat Pompeu Fabra in Barcelona boten im Oktober und November 2017 über FutureLearn einen sensationellen Kurs unter dem Titel „European Discovery of China“ an. In diesem Kurs beschrieben sie verbindenden Elemente europäischer und chinesischer Geschichte über einen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten mit einem Schwerpunkt auf das 13. – 17. Jahrhundert.

In zahlreichen kurzen Videovorträgen, historischen Dokumenten wie Karten und Publikationen aber auch Kunstgegenständen beschreiben Folch und ihr Team nicht nur, was die europäischen Mächte von China wussten und umgekehrt, sie decken auch deren gegenseitige Beeinflussung auf und im Verlaufe des Kurses wird klar, dass der erneute Einfluss von China in wirtschaftlicher, kultureller und politischer Hinsicht keine Neuerscheinung ist, sondern eigentlich nur einen Zustand herstellt, welcher über Jahrhunderte als Normalfall gelten muss.

Nebst den hervorragenden zu Verfügung gestellten Materialien lebte der Kurs auch von den engagierten Diskussionen der Kursteilnehmer, welche die vorgestellten Materialien aus ihrer (weltweiten) Sicht kommentierten, aufkommende Fragestellungen ins Detail recherchierten und damit einen höchst lehrreichen und anregenden intellektuellen Diskurs ermöglichten.

Ein zusätzlicher Bonus des Kurses bestand darin, dass die Transkripts der Vortragsvideos nicht nur in Englisch, sondern auch in Spanisch, Katalanisch und Mandarin zu Verfügung gestellt wurden. Zusammen mit den ausführlichen Diskussionen von verschiedenen Versionen des Qingming Shanghe Tu (清明上河图) sowie zahlreicher historischer Publikationen von China vor allem aus Portugal und Spanien, ergab sich so ein tiefer Einblick in die verschiedenen Kulturen Europas und Chinas.

Am erstaunlichsten aber ist vielleicht die Tatsache, wie viel grösser der Einfluss Chinas zumindest bis zum 17. Jahrhundert auf die europäische Geschichte war als umgekehrt. Von den prunkvollen Gewändern des Klerus und Adels, welche diese von den mongolischen Herrschern kopierten, über die aus China importierten Güter bis zum Einfluss konfuzianischen Gedankenguts auf die Aufklärung, deckt Folch einen interessanten Zusammenhang nach dem anderen auf und regt so die Kursteilnehmer dazu an, Teile ihres Weltbildes radikal zu überdenken.

Der vorgestellte Kurs ist auch dann ein Besuch wert, wenn man die Zeit für die ganzen 8 Wochen nicht aufbringen kann, denn jeder Kursteil bietet zahlreiche Anregungen und zeigt damit, dass Geschichte spannender als ein Kriminalroman sein kann. Insbesondere dann, wenn man  so gut erzählt, wie das bei Dolors Folch und ihrem Team der Fall ist.

Links

The European Discovery of China: https://www.futurelearn.com/courses/european-discovery-china

Rückblick auf Coaching Digital Learning (Friday Institute)

Im Zeitraum Oktober bis Dezember 2017 führte das Friday Institute einen Kurs „Coaching Digital Learning“ durch, indem sich die Teilnehmenden unter der Leitung von Lisa Hervey, Brittany Miller und Jaclyn B. Stevens damit beschäftigen, wie das digitale Lernen an der eigenen Schule umgesetzt werden kann und wie man anderen Lehrpersonen auf dem Weg dabei helfen kann.

In fünf Lerneinheiten wurden folgende Themen behandelt:

  • Coaching digitaler Unterrichtstechniken und die Weiterentwicklung von Unterricht
  • im digitalen Zeitalter benötigte Kompetenzen
  • Modelle des digitalen Lehrens und Lernens (insbesondere SAMR und TPACK)
  • Bewertung digitaler Lernartefakte
  • Verhalten im digitalen Raum

Jede Lerneinheit bestand aus kurzen Videos und Texten, welche in das jeweilige Thema einführten, zahlreichen grundlegenden und weiterführenden Materialien, gezielten Fragestellungen, welche die Teilnehmenden untereinander diskutierten, sowie der Weiterentwicklung eines eigenen Digital Coaching Plans.

Im Verlaufe des Kurses entwickelten sich spannende Diskussionen, weil die Teilnehmenden aus teilweise völlig anderen Schulkulturen und -strukturen kamen und Ressourcen für diese in sehr unterschiedlichen Ausmasse zu Verfügung standen.

Ein mehrfach diskutierter Punkt betraf den Ansatz des Coachings. Viele Teilnehmenden waren sich einig, dass die persönliche Betreuung und Begleitung – am besten in einer konkreten Unterrichtssituation – die beste Garantie für eine (digitale) Weiterentwicklung des Unterrichts bietet. Gemeinsam durchgeführte Grossveranstaltungen, bei denen Lehrpersonen flächendeckend (und meist nur einmalig) über die Vorzüge des digitalen Lernens aufgeklärt werden, bezeichneten viele Teilnehmende dagegen als wenig wirksam. Der Schritt von einer verheissungsvollen Zukunft zur konkreten Umsetzung im eigenen Unterricht erwiese sich für viele Lehrpersonen als zu gross. Insbesondere auch deshalb, weil dafür entsprechenden Zeitgefässe oft nicht zu Verfügung stünden.

Eine gelingende Weiterbildung von Lehrpersonen hin zu digitalem Lehren und Lernen müsste demnach zumindest die folgenden Punkte erfüllen:

  • Eine Institution braucht eine gemeinsame Vision, was digitaler Unterricht bewirken soll. Dabei sind kurz- und langfristige Ziele klar zu unterscheiden.
  • Der Erfolg von umzusetzenden Massnahmen muss im Klassenzimmer (durch den Coach) demonstriert werden können.
  • Eine gezielte Beratung ist zwingend notwendig, denn oft scheitert die konkrete Umsetzung an Kleinigkeiten.
  • Eine solche Entwicklung (oder Transformation) von Unterricht muss langfristig geplant und umgesetzt werden.

Weiterführende Hinweise

Wer sich für das Thema Coaching allgemein interessiert, dem sei „The Art of Coaching. Effective Strategies for School Transformation“ von Elena Aguilar empfohlen. Auf der entsprechenden Webseite brightmorningteam finden sich ausserdem weiterführende Werkzeuge und Publikationen zum Thema.

Links

Friday Institute: https://place.fi.ncsu.edu

Models of Applying Technology in the Classroom: https://padlet.com/mattgig/TPACK_SAMR

SAMR: https://hippasus.com/blog/

TPACK: https://matt-koehler.com/tpack2/

Webseite von E. Aguilar: https://brightmorningteam.com

Einführung in Moodle 3.4

Am 8. Januar 2018 startet die neuste Version des halbjährig durchgeführten Einführungskurses in Moodle (English). Dieses Mal basiert der Kurs auf Moodle 3.4. Die Neuerungen dieser Version werden in folgenden Video vorgestellt:

Die meisten Verbesserungen zielen darauf ab, die Nutzung von Moodle für Lehrende und Lernende zu vereinfachen, dabei hilft das in Moodle 3.3. neu eingeführte Design.

Links

LearnMoodle: https://learn.moodle.net/

Moodle 3.4 (documentation): https://docs.moodle.org/34/en/Main_page

Online-Verhalten mit sozialem Lesen üben

Dieser Text ist eine Übersetzung aus dem Englischen und entstand im Rahmen des Kurses „Online Safety“ der European Schoolnet Academy.

Motivation

Wir ermahnen unsere Kinder und Schüler zu vorsichtigem Verhalten, wenn sie Beiträge in sozialen Netzwerken veröffentlichen wollen. Gleichzeitig raten Experten Lehrpersonen, sich in sozialen Netzwerken zu engagieren, damit sie ein Verständnis entwickeln können, welchen Herausforderungen die junge Generation heute gegenübersteht. Dabei sprechen sie von Sexting, Sextortion, Bullying und Hate speech. Dann schaue ich mir meine eigenen Aktivitäten auf sozialen Netzwerken an (nicht Facebook und ähnliche). Netzwerke, in denen sich Menschen gegenseitig technische Hilfe leisten, Rat geben und Probleme lösen. In diesen Netzwerken sind die oben genannten Probleme kaum präsent. Daher gehe ich davon aus, dass die Probleme, mit denen einige Netzwerke kämpfen, durch eine alles andere als ideale Sozialisierung ihrer Mitglieder entstehen. Offensichtlich wissen diese Menschen nicht, wie man soziale Medien und das Internet dazu nutzt, mit anderen zu kommunizieren. Und genau dies möchte ich meinen Schülerinnen und Schülern beibringen.

Aber wie macht man das? Selbstverständlich können Richtlinien und Verhaltensregeln eine Hilfe sein, aber meistens bleiben sie abstrakt und sie werden nicht immer erfolgreich in die Praxis umgesetzt.

Technischer Hintergrund (hilfreich aber nicht notwendig)

Seit vielen Jahren steht an der Sekundarschule Romanshorn-Salmsach ein Lernmanagement-System auf der Basis von Moodle zu Verfügung, welches Lernende nutzen können, um mit Online-Übungen zu lernen und Mitteilungen mit anderen auszutauschen. In der Regel blieb dieser Austausch jedoch informell. Die Installation des Content Pages Plugins ermöglichte einen Ansatz, der darüber hinausgeht, da es diese Erweiterung erlaubt, Materialien zu präsentieren, die dann von den Schülerinnen und Schülern auf einfache Weise kommentiert werden können. Dazu gehört auch die Möglichkeit, Kommentare zu kommentieren.

Die Aktivität

Für die Aktivität selbst, wurde ein Onlinetext von etwa 100 Seiten in eine Content Pages Aktivität eingebunden. Der Text beschreibt einige Wochen im Leben eines Mädchens, welches sich selbst für unbeliebt hält und mit Gewichtsproblemen zu kämpfen hat. Jeder Anschnitt der Erzählung (jeweils etwa ein halbes Kapitel) wurde mit Fragen ergänzt. Die Fragen nahmen nicht direkt Bezug auf die Geschichte, sondern sie zielten auf ähnliche Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler. Einige der Fragen waren ziemlich harmlos, z.B. die Frage nach dem Lieblingsessen, andere waren persönlicher, wenn beispielsweise eine erste Beziehung Thema war.

Für jeden Abschnitt (d.h. jede Seite in Content Pages) mussten die Schülerinnen und Schüler mindestens eine der Fragen beantworten. Dabei ist zu beachten, dass immer eine Reihe von verschiedenen Fragen zu Verfügung standen. Von Anfang an machte ich die Schüler immer wieder ausdrücklich darauf aufmerksam, dass ich jeweils einen Beitrag erwarte. Aber es sei ihre Aufgabe während des Austausches, sich immer wieder Gedanken darüber zu machen, welche private Informationen sie gegenüber anderen enthüllen möchten.

Die Ergebnisse

Die Aktivität verfolgte zwei Ziele: Einerseits sollten die Schülerinnen und Schüler einen längeren fiktionalen Text lesen, andererseits dazu persönlich Stellung nehmen.  Sie war sehr erfolgreich: Die Schüler lasen den Text mit grossem Interesse. Aus einer traditionellen Leseaktivität wurde ein soziales Leseerlebnis, an dem sie sich sehr aktiv beteiligten. Sie lasen ein Stück des Textes, wählten eine Frage aus, beantworteten sie – und dann warteten sie gespannt darauf, was andere aus der Klasse zum gleichen Thema schreiben würden. Die Schülerinnen und Schüler bewegten sich im Text vorwärts und zurück – und da die Aktivität vorwiegend während der Unterrichtszeit  im Klassenzimmer ihren Lauf nahm, entstanden Diskussionen on- und offline.

Die Aktivität bot den Schülerinnen und Schüler viele Möglichkeiten, über potentiell problematische Beitrage nachzudenken. Und sie gab ihnen einen Einblick, wie unterschiedlich verschiedene Menschen eine Situation wahrnehmen und darauf in ihrem Leben reagieren. Dieser Umstand war für einige Schülerinnen und Schüler eine eigentliche Offenbarung. Dieses Vorgehen trug aber nicht nur zum Bewusstsein bei, wie man sich online verhalten sollte und wie man mit unterschiedlichen Ansichten umgeht, sie führte die Klasse auch näher zusammen und schaffte eine soziale Grundlage, welche nach über einem halben Jahr immer noch sichtbar ist.

Zusätzliche Bemerkungen

Im beschriebenen Beispiel arbeiteten die Schülerinnen und Schüler ziemlich lange an einem grösseren Text. Selbstverständlich ist es möglich, mit dem beschriebenen Vorgehen auch mit kürzeren Texten zu arbeiten.

Für ein anderes Mal möchte ich meine Klasse mit einem kontroversen Thema arbeiten und dieses in der beschriebenen Art diskutieren lassen.

Fragen und Antworten

Weshalb hast du für die Aktivität nicht einfach ein Forum verwendet?

Moodle stellt verschiedene Formen von Foren zu Verfügung. Ich bin aber der Meinung, dass es durch Content Pages für Lehrperson und Schüler einfach wird, einen Inhalt und gegenseitige Bemerkungen zu kommentieren.

Ist es möglich, die Inhalte zu erweitern, nachdem die Lernenden mit der Arbeit begonnen haben?

Ja, weitere Inhalte können jederzeit eingefügt werden. Allenfalls ändert sich dadurch die Nummerierung einer Seite.

Schülerinnen und Schüler können auch Fragen stellen. Hast du das versucht?

Das haben wir ausprobiert. Für die Schülerinnen und Schüler war es aber schwierig, gute Fragen zu stellen. Abgesehen davon, ging es bei dieser Aktivität vor allem darum, gestellte Fragen zu beantworten.

Was für Fragen hast du den Schülern gestellt?

Ich stellte Fragen zu ihrem Alltag, ihrer Familie, ihren moralischen Vorstellungen und so weiter. Die meisten Fragen waren offen formuliert, damit die Schülerinnen und Schüler diese aus möglichst unterschiedlichen Perspektiven beantworten konnten.

Wie gross war der Zeitaufwand für die Vorbereitung?

Es war gar nicht so einfach, den Text sinnvoll zu zerlegen und zu jedem Teil sinnvolle Fragen zu stellen, ohne sich zu wiederholen. Am Schluss kamen mehrere hundert Fragen zusammen.

Eigentlich hatte ich gar nicht beabsichtigt, den ganzen Text auf diese Wiese zu lesen. Zuerst dachte ich, dass wir es bei 3-4 Kapiteln belassen würden. Aber die Schülerinnen und Schüler waren mit so grosser Begeisterung dabei und übten auch entsprechenden „Druck“ aus, dass ich mich entschied, mit der Aktivität fortzufahren. So kam es, dass die Antworten der Schülerinnen und Schüler aus den früheren Kapiteln auch einen Einfluss auf die späteren Fragen hatten.

Wie sah eine typische Lektion aus?

Die Schüler sassen vor ihren mobilen Computern und lasen und schrieben. Immer wieder huschte ein Lächeln über das Gesicht einer Schülerin oder eine Schüler, wenn sie einen Kommentar lasen, den sie nachvollziehen konnten. Manchmal schwappte eine Welle der Aufregung durch den ganzen Raum, wenn jemand einen Kommentar geschrieben hatte, der die Gefühle der anderen gut ausdrückte.

Planst du weitere solche Aktivitäten?

Ja, in meinen Augen hat diese Art von sozialem Lesen im traditionellen Unterricht viel Potential und lohnt sich aus verschiedenen Gründen.

Was würdest du ein anderes Mal ändern?

Was ich gerne von meinen Schüler sehen würde, dass sie vermehrt auch auf die Kommentare der anderen eingehen und damit den Austausch verstärken. Und ich würde die Schüler gerne dazu ermuntern, selbst mehr Fragen zu stellen – und dies nicht nur, um meine eigene Arbeitsbelastung zu verringern.

Ein Blick auf das Plugin und die Diskussion

Regeln zur Aktivität

Mit meinem Beiträgen zeige ich, dass ich den Inhalt gelesen und über meine eigenen Erfahrungen nachgedacht haben.

Wir kommentieren so, dass wir die Privatsphäre von uns und anderen nicht verletzen.

In unserem Kommentaren sind wir freundlich und hilfreich.

Zu einem bestimmten Thema dürfen wir unterschiedliche Ansichten und Meinungen haben.

Beispiele von Antworten der Schülerinnen und Schüler

Funktionen des Plugins

Die Schülerinnen und Schüler können Kommentare oder Fragen schreiben. Sie können Kommentare gegenseitig kommentieren oder bewerten (liken).

Falls nötig kann die Lehrperson alle Beiträge ändern oder löschen.

Da die Aktivität in Moodle eingebettet ist, stehen die entsprechenden Gruppenfunktionen zu Verfügung. Die Aktivität kann also nur einer bestimmten Gruppe von Personen zugänglich gemacht werden.

Rückblick auf den Open Education Day

Der Open Education Day vom 29. April 2017 bot einmal mehr ein reichhaltiges Programm für Interessierte. Der Vormittag war für Vorträge reserviert, am Nachmittag wurden verschiedene Workshops angeboten.

Highlights vom Vormittag

Simon Schlauri, Titularprofessor an der Universität Zürich zeigte auf, welche rechtlichen Aspekte bei der Verwendung von Open Educational Resources zu beachten sind.

Falls ein vertieftes Interesse für die Thematik vorhanden ist, empfiehlt sich der iMooX-Kurz zu Open Educational Resources (COER17), der zum wiederholten Male durchgeführt wird.

Adriana Mikolaskova vom Gymnasium Rämibühl stellte unter dem Titel „Freie Grafikprogramme für den Unterricht“ u.a. folgende Programme kurz vor:

  • Gimp (https://www.gimp.org) ist ein sehr leistungsstarkes und flexible anpassbares Grafikprogramm für die Bearbeitung von Fotografien.
  • Krita (https://krita.org) ist ein Grafikprogramm, welches vor allem für das digitale Malen entwickelt wurde.
  • InkScape (https://inkscape.org/de/) ist ein leistungsfähiges Programm zum Erstellen von Vektorgrafiken, welches auch das SVG-Format beherrscht.

Alle Programme werden von einer engagierten Gemeinschaft gepflegt und sind gut dokumentiert. Sie eignen sich deshalb für den Einsatz im Unterricht ab der Sekundarstufe I.

Programm am Nachmittag

Am Nachmittag wurden verschiedene Workshops angeboten. Da ich selbst einen Workshop zum Thema „Mathematikunterricht mit Moodle auf der Sekundarstufe I“ hielt, war es mir nicht möglich, an einem Workshop teilzunehmen. Am meisten interessiert hätten mich der Processing Workshop von Erich Buri (linuxola) und die Einführung in SonicPi von Christian Diets (PH Bern).

Abgeschlossen wurde die Tagung von mehreren Kurzvorträgen u.a. zu einem Projekt von Studierenden der FHNW, die an einer freien Alternative zum TeamViewer arbeiten.

Kontakte knüpfen

Nebst dem offiziellen Programm boten die Pausen und das Mittagessen, sich mit anderen Tagungsteilnehmenden auszutauschen. Der Thurgau war breit vertreten: Personen aus der PHTG, aus Schulbehörden und mehrere Lehrpersonen der Volksschule waren anwesend.

Interessantes wusste Nicolas Fahrni (FHNW) zu berichten, dem es in der Zwischenzeit gelungen ist, das schoolmaps-Projekt auch in andere Landesteile zu bringen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Open Education“ in der Schweiz zwar offiziell wenig Aufmerksamkeit erregt, aber auf verschiedensten Ebenen eine wichtige Rolle spielt und unterdessen über „Open Source“-Programme hinausgeht. Sei dies in der Form von Serversoftware, der Grundlage von Lernplattformen, Dienstleistungen wie dem Kartenviewer des Bundes oder aber zahlreichen lehrplanrelevanten Anwendungen u.a. aus den Bereichen Office, Grafik und Programmierung. Vielleicht ist dies auch ein Zeichen dafür, welchen hohen Qualitätsstand einzelne Lösungen unterdessen erreicht haben.

Kritisch anzumerken ist, dass es den Schulen bisher kaum gelungen ist, sich im Bereicht Open Education zu profilieren. Dazu ist die Anbindung an kommerzielle Anbieter (Software, Lehrmittel) immer noch zu gross.

H5P – Ein Werkzeug für den Unterricht

Der vom Lehrplan 21 geforderte kompetenzorientierte Unterricht lässt sich nur umsetzen, wenn Schülerinnen und Schüler ihren Lernprozess aktiv gestalten. Dies schliesst ein:

  • eigene Fragen stellen,
  • mit anderen zusammenarbeiten,
  • selbst produktiv tätig sein.

All dies ermöglicht ein Werkzeug, das in den vergangenen Monaten stark weiterentwickelt wurde: H5P.

Was ist H5P?

H5P ist eine Werkzeugsammlung, die es auf einfache Art und Weise ermöglicht, eigene (interaktive) Webinhalte zu gestalten.

Weshalb gerade H5P?

Werkzeuge für das Web gibt es viele. Was H5P auszeichnet sind die einfache Oberfläche, die konsequente Verwendung aktueller Webtechnologien, die gute Einbindung in bestehende Umgebungen wie WordPress oder Moodle und die Tatsache, dass alle Werkzeuge frei zu Verfügung stehen?

Wie setzt man H5P im Unterricht ein?

Einerseits kann die Lehrperson damit für Schülerinnen und Schüler einfach interaktive Webinhalte gestalten. Andererseits eignet sich das Werkzeug aber auch dafür, dass Schülerinnen und Schüler das Werkzeug zum Gestalten eigener Inhalte nutzen.

Ein Beispiel aus dem Unterricht

SRF bietet unter dem Titel „Berufswelt“ eine Vielzahl von Kurzfilmen rund um die Berufswahl an. Besonders interessant sind die rund 15 Minuten langen Berufsbilder. Im traditionellen Unterricht konnten die Schülerinnen und Schüler sich gemeinsam einen solchen Film anschauen. Anschliessend wurden wesentliche Punkte in der Klasse besprochen.

Mit dem Einzug der Digitalisierung und dem Einsatz von H5P öffnen sich nun neue Möglichkeiten. Die Schülerinnen und Schüler können sich unterschiedliche Berufsbilder anschauen, diese in H5P mit Fragen anreichern und sie anderen Schülerinnen und Schülern zu Verfügung stellen.

Dadurch wird nicht nur die Aufmerksamkeit beim Schauen der Kurzporträts gefördert, die Schülerinnen und Schüler achten auch vermehrt auf die inhaltlichen Kernaussagen.

Theorie oder Praxis?

Die eben beschriebene Unterrichtsaktivität wurde an der Sekundarschule Romanshorn-Salmsach kürzlich umgesetzt.

Dieses Beispiel zeigt, wie ein mögliches Endprodukt aussehen kann.

Welche Schwierigkeiten gibt es mit der Umsetzung?

Ist H5P einmal installiert,  z.B. als Plugin in Moodle, kommen die Schülerinnen und Schüler schnell mit der Technik zurecht. Weit mehr Schwierigkeiten bereitet ihnen das Schreiben entsprechender Fragen. Auch die Formulierung von plausiblen, aber trotzdem falschen möglichen Antworten fällt nicht allen leicht.

Worauf sollte man achten?

Wenn H5P in eine Webplattform wie Moodle eingebunden wird, ist es beim Erstellen der Fragen wichtig, dass die richtige Sprache eingestellt ist. Sonst kann es passieren, dass englische Textelemente mit in das Quiz einfliessen.

Empfehlung

Der Einsatz von H5P lohnt sich im Unterricht. Das gefällige Design spricht an und gerade weil die technischen Hürden so tief sind, eignet sich das Werkzeug für den Unterricht. Denn H5P lässt eine Konzentration auf das Wesentliche zu: auf die Verwendung der Sprache.

Open Education Day

Am 29. April findet an der FHNW in Brugg-Windisch der Open Education Day statt.

Link: https://www.open-education-day.ch

Vorträge, Kurzvorstellungen und Workshops richten sich an Lehrpersonen und Ausbildungsverantwortliche, die sich für Open Source, Open Content und Open Hardware interessieren.

Anlässlich dieser Veranstaltung werde ich einen Workshop zu Mathematikunterricht mit Moodle auf der Sekundarstufe I durchführen. Zentrale Themen werden der Einsatz des GeoGebra- und des Formulas-Plugin sein.

Eine erste Einführung in das Formulas-Plugin bietet die folgende PDF-Datei: Moodle_Formulas

Die von mir erstellten GeoGebra-Dateien können auch ohne Moodle-Einbindung genutzt werden.

Interessante Online-Kurse im April 2017

Für Lehrpersonen, die sich in den Bereichen Medien und Informatik sowie Unterrichtsmethodik selbständig weiterbilden möchten, werden auch im April wieder verschiedene interessante Kurse angeboten:

Ein digitaler Arbeitsplatz

Pulte von Lehrpersonen können nie genug gross sein, denn sie dienen als Ablage für zu verteilende, zu korrigierende und zurückzugebende Arbeitsblätter. Gleichzeitig müssen sie Platz bieten für Materialien, welche zur Vorbereitung von Unterricht bereitgestellt werden und auf ihnen wird bei „modernen“ Lehrpersonen auch ein Teil der Unterrichtstechnik abgestellt: Dazu gehören möglicherweise ein PC mit Bildschirm, Tastatur und Maus, ein Drucker, ein Visualizer. Diese Technik und die Materialien machen sich gegenseitig den Platz streitig, weshalb die Lehrperson Materialien hin- und herschiebt, stapelt und auf der Suche nach dem Gewünschten durchwühlt.

Die Digitalisierung des Unterrichts bietet dabei erst einmal keine überzeugende Lösung, da wohl einige Vorbereitungsmaterialien auf den virtuellen Schreibtisch verschoben werden können, sich dafür aber eben die Technik breit macht und vor allem in einer ersten Phase oft noch mehr Papier produziert wird, als dies in der guten alten Schule der Fall war.

Erst wenn die Digitalisierung weiter fortschreitet und einen Punkt erreicht hat, wo ein Teil der Technik unsichtbar wird, ergeben sich tatsächliche Vorteile: Dazu gehört ein Arbeitsinstrument (Computer), welcher zum einen mobil ist, zum anderen über verschiedene Eingabemöglichkeiten wie z.B. einen Stift verfügt.

Ein Gerät mit abnehmbarer oder separater Tastatur erleichtert den Einsatz eines Stiftes im Unterricht. Der Bildschirm sollte dazu geneigt werden können. Für den mobilen Einsatz sollte die Tastatur aber direkt am Gerät befestigt werden können (nicht abgebildet). Das Dock erlaubt die Verbindung zu externen Geräten wie Drucker und Beamer. Mit dem Fortschreiten der Technik dürfte die Verkabelung ebenfalls verschwinden und durch eine Funkverbindung ersetzt werden.

Der mobile Computer (ein Notebook oder ein Tabletcomputer) kann nicht nur einfach von einem Arbeitsplatz an einen anderen verschoben werden, wenn er über die Fähigkeit verfügt, den Bildschirm entsprechend zu neigen, kann er beim Einsatz eines digitalen Stiftes gleichzeitig auch weitgehend den Visualizer ersetzten. Der Drucker kann vom Pult der Lehrperson an einen weniger kritischen Ort verschoben werden, da er aufgrund von digitalisierten Arbeitsmaterialien für Schülerinnen und Schüler weniger zum Einsatz kommt. Auch die Stapel der zu korrigierenden Arbeiten verringern sich, wenn Routineaufgaben automatisch von einem Lern-Management-System ausgewertet werden.

Der so geschaffene Platz ist sowohl physisch von Bedeutung, denn nun kann der Platz für die Planung komplexer Aufgabenstellungen genutzt werden, bei denen das freie Handtieren von einzelnen Elementen zu einem Qualitätsgewinn der Unterrichtsqualität führen kann, als auch in psychologischer Sicht: Ein aufgeräumter Schreibtisch bietet Sicherheit und Klarheit in der täglichen Auseinandersetzungen mit den Chancen und Gefahren des Internetdschungels. Ausserdem erlaubt eine freie Arbeitsfläche es der Lehrperson, sich ganz auf diejenigen Arbeiten von Schülerinnen und Schülern zu konzentrieren, welche durch die Einforderung höherer Lernprozesse wie vertiefter Auseinandersetzung mit einem Lerngegenstand, individueller Lösungen und dem Entwickeln eigener Fragestellungen entstanden sind.

Die Digitalisierung hat demnach nicht nur das Potential, den Arbeitsplatz einer Lehrperson optisch zu verändern, wenn die Technik teilweise unsichtbar wird (ein Ausdruck ihrer Selbstverständlichkeit), dann verändert sich auch die Arbeitsweise: Statt auf Arbeitsblättern immer wieder die gleichen richtigen oder falschen Antworten anzustreichen, leistet nun die Lehrperson einen Beitrag, welcher die Qualität von Schülerarbeiten und der sich darin spiegelnden Lernprozesse tatsächlich auch verbessern kann.

Online-Kurse als Quelle der Inspiration

Kritiker unterstellen Online-Kursen, sie würden nebst Kurzfutter-Videos und banalsten Multiple-Choice-Test nicht viel bieten. Die darin präsentierten Lerninhalte würden angeblich nur oberflächlich verarbeitet und eine soziale Interaktion mit anderen Teilnehmenden entfalle gänzlich. Meist wird diese Kritik von Personen geäussert, die selbst noch nie einen Online-Kurs absolviert haben, deshalb will ich hier dazu gar nicht Stellung nehmen, sondern von einem Unterrichtsprojekt berichten, welches sich im Planungsstadium befindet und aufzeigen, welche Bedeutung dabei ein Online-Kurs hatte.

Anfang Schuljahr sprachen sich die Deutsch-Lehrpersonen der Lerngruppen mit erweiternden Anforderungen dahingehend ab, dass wir uns mit Friedrich Dürrenmatts „Der Richter und sein Henker“ beschäftigen wollten. Bei diesen Absprachen geht es in der Regel nicht darum, den Unterricht zu normieren, vielmehr sollen dabei Ideen ausgetauscht und Doppelspurigkeiten in der Vorbereitung vermieden werden. Für mich war relativ bald klar, dass ich dabei nicht auf das Originalwerk zurückgreifen, sondern die Comic Version, welche an einem Gymnasium entstand, in den Mittelpunkt stellen würde, weil diese das Werk nicht nur gut zusammenfasst, sondern zusätzlich auf der Bildebene zur Interpretation einlädt und zudem einen Einblick in die Bildsprache von Comics – oder genauer Graphic Novels – erlaubt.

Im klassischen Ansatz hätte ich nun den Comic mit den Schülerinnen und Schülern gelesen. Sie hätten eine Reihe von Fragen zum Inhalt des Textes beantwortet und vielleicht das eine oder andere Kapitel zusammengefasst. Dieses Vorgehen wird zwar weitläufig angewendet, aber es ist nicht immer zielführend, denn es erlaubt es den Schülerinnen und Schülern, sich der eigentlichen Zielsetzung, der gedanklichen Auseinandersetzung mit einem literarischen Werk zu entziehen. Was also tun?

An dieser Stelle half mir ein Online-Kurs weiter, den ich letztes Jahr absolviert hatte: Literature in the Digital Age. Auf den Kurs selbst möchte ich hier nicht näher eingehen – obwohl dieser ebenfalls ein Leseprojekt zur Folge hatte. Wichtiger ist hier, dass der Kursleiter Philipp Schweighauser auch eine Reihe von weiterführenden Literaturempfehlungen abgab, u.a. zu Franco Morettis „Graphs, Maps, Trees“. Dieses lesenswerte schlanke Buch bespricht die Verwendung grafischer Repräsentationsmethoden bei der literturgeschichtlichen Untersuchungen. Im Kapitel „Trees“ bespricht Moretti nebst anderen Themen die Entwicklung des Kriminalromans im 19. Jahrhundert und er entwickelt eine Theorie, welche Merkmale dazu führen, dass eine bestimmte Ausprägung einer Literaturgattung – hier der Krimi nach dem Muster von Conan Doyles Sherlock Holmes – besonders erfolgreich sind. Nach Moretti spielt dabei die Verwendung von Hinweisen auf den Täter eine entscheidende Rolle.

Diese Bemerkungen Morettis führten zu einer kurzen Recherche zur Geschichte des Kriminalromans, wobei ich auch auf einen alten Bekannten Poes „Der Doppelmord in der Rue Morgue“ stiess. Diesen Text hatte ich bereits mit Schülerinnen und Schülern gelesen. Mir war aber auch bewusst, dass ich dafür dieses Jahr die Zeit nicht finden würde. Trotzdem blieb die Frage im Raum, welcher Text nun als Urvater des Kriminalroman gelten dürfte.

All diese Überlegungen flossen letztlich in die Planung des Literaturprojekts rund um Dürrenmatts „Der Richter und sein Henker“ ein. Ziel war es weiterhin, ein literarisches Werk zu lesen, dabei aber auch den Zugang für die unterschiedlichen Begabungen und Interessen der Schülerinnen und Schüler zu öffnen.

Aktuell ist die Planung noch nicht abgeschlossen, klar ist aber, welche Fragestellungen dabei von Interesse sein könnten:

  • Welche Personen spielen eine Rolle?
    Darstellung der Personen in Text und Bild (Foto, Zeichnung)
  • An welchen Orten spielt die Handlung?
    Orte und zurückgelegte Wege in einer Karte eintragen
  • Wann spielt die Handlung? Ist sie linear oder gibt es Rückgriffe?
    Darstellung der Handlung auf einem Zeitstrahl
  • Aus welcher Perspektive wird die Geschichte erzählt?
    Verbindung zum Originaltext (Erzählperspektive) und zu den Verfilmungen
  • Welche typischen Elemente des Krimis werden verwendet?
    Vergleich mit anderen Kriminalgeschichten und -romanen
  • Welche sprachlichen Mittel werden verwendet?
    Textanalyse mit Hilfe des Computers
  • Welche Mittel der Bildsprache werden verwendet (im Comic)?
    Welches sind typische Elemente der Bildsprache im Comic?
    Analyse gemäss Scott McClouds „Comics richtig lesen“
  • Wie entstand die Literaturgattung des Krimis?
    Geschichte der Kriminalliteratur, Lesen von frühen Kriminalgeschichte
  • Wie entstand die Literaturgattung des Comics?
    Geschichte des Comics
  • Welches sind wichtige Kriminalromane der Literaturgeschichte
    vergleichende Literatur, Lesen von Kriminalromanen, Schreiben von Kurzzusammenfassungen
  • Welches sind wichtige Krimiautoren?
    Biografien, Untersuchung des zeitlichen und örtlichen Erfolgs von Autoren
  • Welches sind wichtige Figuren in Kriminalromanen?
    Abstraktion der Figuren einzelner Werke auf Prototypen
  • Welche Formen des Kriminalromans gibt es?
    Auseinandersetzung mit der Vielfalt des Kriminalromans
  • Wie ordnest du „Der Richter und sein Henker“ in die Kriminalliteratur ein?
    Literaturvergleich und Einordnung eines literarischen Werkes

Damit wird es möglich, die Auseinandersetzung mit dem eigentlichen Text auf allgemeine Fragestellungen der Literatur und angrenzender Gebiete zu erweitern, ohne dabei Gefahr zu laufen, dass Schülerinnen und Schüler unreflektiert Text zusammenkopieren und diesen als ihre eigenen gedanklichen Leistungen abgegeben, nicht weil sie damit glänzen wollen, sondern weil sie sich damit den intellektuellen Anstrengungen entziehen können, die eigentlich wesentlich für eine ernsthafte literarische Auseinandersetzung wären.

Wie gut die Umsetzung eines solchen Projekts gelingt, wird sich zeigen müssen, da diese wesentlich auch vom Engagement von Schülerinnen und Schülern abhängt. Durch die Erweiterung des Bezugsraum entstehen aber neue Zugänge auch für sehr individuelle Interessen, welche die Chance für ein Gelingen wesentlich erhöhen, wobei auch ganz klassische Vorgehensweisen wie die Beschreibung eines Bildes Platz finden können.

Quellen:

  • McCloud, Scott (1994). Comics richtig lesen. Carlsen
  • Moretti, Franco (2005). Graphs, maps, trees. Abstract models for literary history. Verso, London
  • Poe, Edgar Allan. Der Doppelmord in der Rue Morgue (Projekt Gutenberg)
  • Schweighauser, Philipp (2016). Literature in the Digital Age (Online-Kurs auf FutureLearn)