Journale schreiben

Das Schreiben von (Lern-)Journalen erfüllt mindestens drei Zielsetzungen, während die Schule aus Fernunterricht besteht:

  • Die Lernenden denken über ihr Lernen und ihre Situation nach und verschriftlichen diese.
  • Sie gewinnen an Schreiberfahrung und erwerben sich damit eine im Berufsalltag wichtige Kompetenz.
  • Die Journale dienen als Informationsquelle über die Befindlichkeit der Jugendlichen für die Lehrperson und abhängig davon, wie sie genau eingesetzt werden, auch als gegenseitiges Kommunikationsmittel.

Zusätzlich entstehen mit den Journalen Zeitzeugenberichte, deren Auswertung zu einem späteren Zeitpunkt interessant oder hilfreich sein könnte.

Während es also hinreichend Gründe gibt, ein solches Journal zumindest während des Fernunterrichts einzusetzen, stellt sich natürlich auch hier die Frage nach der konkreten Umsetzung.

Lernjournale mit dem Buch-Modul von Moodle

In Moodle gibt es verschiedene Möglichkeiten, ein Journal zu führen. Je nach genauer Zielsetzung eignen sich dafür andere Werkzeuge (einige Beispiele):

  • Forum: Das Forum spielt seine Stärken dann aus, wenn die Lernenden ihre Einträge gegenseitig kommentieren sollen. Die Nachteile liegen vor allem in der fehlenden Übersichtlichkeit (bei vielen Kommentaren) und der fehlenden Möglichkeit, einen Eintrag später nachzubearbeiten.
  • Datenbank: Mit einer entsprechend eingerichteten Datenbank-Aktivität können tägliche Einträge einfach und schnell erstellt werden. Es ist auch möglich, die Einträge zu kommentieren und nachzueditieren. Grosses Manko ist wie auch beim Forum die fehlende Möglichkeit, die eigenen Einträge auf einfache Weise zu exportieren.
  • Wiki: In Moodle ist es möglich, dass alle Lernenden ein privates Wiki pflegen. Hauptnachteil dieser Lösung ist die erschwerte Einbindung von Multimedia-Elementen.
  • Journal: Für Moodle gibt es auch ein einfaches Journalmodul, welches sich aber vor allem für einzelne Beiträge eignet, welche über einen längeren Zeitraum immer wieder ergänzt werden.
  • Blog: Moodle bietet allen Teilnehmenden die Möglichkeit an, einen eigenen Blog zu führen.
  • Portfolio: Mit einem Exabis Plugin (https://moodle.org/plugins/block_exaport) können die Lernenden Portfolios zusammenstellen, ähnlich wie dies auch im weit mächtigeren Mahara (https://mahara.org) der Fall ist.

All diese Möglichkeiten erschienen aus verschiedensten Gründen nicht die perfekte Lösung für das angepeilte Einsatzszenario, da verschiedene Kriterien wichtig/unwichtig erschienen:

  • Die Lernenden sollen möglichst einfach auch multimediale Elemente in ihr Journal einbinden können: Grafiken, Ton, Video.
  • Das gegenseitige Kommentieren der Lernjournale wird als nicht wichtig erachtet, wohl aber die Möglichkeit, diese gegenseitig zu lesen.
  • Einträge müssen vor den Augen von Mitschülerinnen und -schülern verborgen werden können.
  • Das Journal soll von der Lehrperson nachbearbeitet werden können (Entfernung grober Fehler, Kommentare).
  • Das Journal soll auch dann im Besitz der Lernenden bleiben, wenn sie die Schule verlassen.

Aufgrund dieser Kriterien wird klar, das Journal soll als halböffentliches Tagebuch eingesetzt werden, wobei die Betonung auf „Buch“ liegt, weshalb dann tatsächlich das Buch-Modul für die Umsetzung ausgewählt wurde. Die Vorteile des Buchmoduls sind:

  • Multimediale Inhalte können bei der Verwendung des Atto-Editors leicht eingebunden werden.
  • Das Journal kann klar strukturiert und diese Struktur auch später noch angepasst werden.
  • Das Journal kann von den Lernenden und der Lehrperson jederzeit angepasst werden.
  • Die Lernenden können einzelne Beiträge vor Mitschülerinnen und -schülern verstecken.
  • Die Lernenden können das Journal jederzeit im EPUB-Format (https://de.wikipedia.org/wiki/EPUB) exportieren und mit einem entsprechenden Lesegerät überall gelesen werden.

Da das Buch normalerweise der blossen Information von Lernenden dient, muss die Lehrperson im Kurs den Lernenden die Schreibberechtigung erteilen. Dazu legt man für jede Schülerin und jeden Schüler ein eigenes Buch an und verleiht ihnen für dieses Buch die entsprechende Berechtigung.

Berechtigung für eine Aktivität
In Moodle kann die Berechtigung für ein einzelnes Objekt sehr fein eingestellt werden.

Im oben abgebildeten Beispiel hat Anna Muster die entsprechende Schreibberechtigung bereits erhalten. Damit kann sie ihr Buch genau gleich bearbeiten, wie dies auch bei der Lehrperson der Fall ist.

Korrigieren der Journale

Aus der Sicht der Lehrperson lassen sich die Journale einfach durchsehen und korrigieren.

Journal bewerten
Journale lassen sich elegant durchsehen, korrigieren und kommentieren.

In der Abbildung oben sind auf der linken Seite der Eintrag der Lernenden und der entsprechende Kommentar der Lehrperson zu sehen. Von einem Journal zum nächsten navigiert man am besten über die jeweils unten an den Journalseiten eingeblendeten Links auf die nächsten Aktivitäten. Auf der rechten Seite ist das Mitteilungssystem von Moodle zu sehen, mit dem man entweder ganze Gruppen oder Einzelpersonen anschreiben kann. Mit diesem Vorgehen ist es gleichzeitig möglich, an den Journalen zu arbeiten und den Lernenden eine Mitteilung zukommen zu lassen, da damit zu rechnen ist, dass diese die im Journal hinterlegten Kommentare nicht immer zeitnah lesen.

Exportieren der Journale

Damit die Lernenden ihre Journale exportieren können, muss das Plugin „EPUB book export“ installiert werden (https://moodle.org/plugins/booktool_epubexport). Die aktuell vorhandene Version wurde zwar noch für die Moodle-Version 2.9 geschrieben, funktioniert aber auch mit der Version 3.7 weiterhin problemlos.

Journal Exportieren
Nach der Installation des entsprechenden Plugins können die Lernenden ihr Journal als Buch im EPUB-Format exportieren.

Das so exportiere Buch kann dann in Programmen wie Calibre (https://calibre-ebook.com) problemlos betrachtet werden. Das funktioniert auch dann, wenn die Lernenden mittels des Atto-Editors direkt in Moodle Audio- und Videoaufnahmen eingefügt haben.

Erfahrung mit den Journalen

Die meisten Lernenden waren nach dem Schauen eines kurzen Videos in der Lage, das Buchmodul von Moodle technisch zu meistern. Bei einigen wenigen brauchte es zusätzliche Hinweise. Schwieriger gestaltete sich das Schreiben des Inhalts, da das Führen eines Journals für die meisten Schülerinnen und Schüler am Anfang ungewohnt war. Bereits ab der zweiten Woche liessen sich aber bei fast allen eine deutliche Steigerung der Schreibkompetenz feststellen. Die Einträge wurden nicht nur umfassender und thematisch breiter, sondern auch die Formulierungen gelangen zunehmend besser. Dabei konnten sich die Lernenden auch an den nachkorrigierten Passagen und den Anmerkungen in den Kommentaren orientieren.

Aus der Sicht der Lehrperson bieten die meisten Journale einen aufschlussreichen Einblick in die Situation der Lernenden, die in dieser Breite weder durch telefonische Einzelkontakte noch durch die wöchentlichen Umfragen zum Ausdruck kommen.  Einige der Lernenden haben auch bereits damit begonnen, Fotos aus dem Bereich des informellen Lernens in ihre Journale einzubauen.

Alle drei am Anfang dieses Beitrags genannten Zielsetzungen werden in der täglichen Praxis also tatsächlich auch erreicht.

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