Mehrwert von Onlinekursen

Die traditionelle Weiterbildung von Lehrpersonen folgt zwei Mustern: Entweder bewegen sich die Lehrpersonen an einen Kursort, um sich dort über ein Thema zu informieren, oder aber Kursleitende besuchen die Lehrpersonen ausserhalb des Unterrichts vor Ort in der Schule. Während der Kursbesuch an verschiedenen Institutionen – sofern er freiwillig erfolgt – mindestens einigermassen auf die Interessen der Lehrpersonen eingehen kann, ist dies bei vielen SCHILF-Veranstaltungen nicht der Fall. Allzuhäufig wird dort allen Lehrpersonen – ob in Bezug auf das Thema kompetent oder nicht – ein Einheitsbrei verabreicht, der die einen unter- die anderen überfordert.

Ein Ausweg aus diesem ewigen Kreislauf von Informationen, Austausch (häufig mit Hilfe von Flipcharts) und geringer Nachhaltigkeit (nach dem Kurs steht bald wieder der Alltag im Zentrum), bieten Kurse, welche Online angeboten werden.

Vorteile von Online-Kursen

Online-Kurse bieten gegenüber Präsenzkursen – einmal abgesehen vom Nachteil, dass man sich nicht von Angesicht zu Angesicht austauschen kann – eine ganze Reihe von Vorteilen:

  • Es ist keine Anreise notwendig. Die damit freiwerdende Zeit kann entweder in die Vorbereitung von Unterricht oder weiteres Lernen investiert werden.
  • Online-Kurse können zeitlich flexibel absolviert werden. Häufig ist es aus zeitlichen Gründen gar nicht möglich, einen Präsenzkurs zu besuchen. Oder kurzfristige Belastungsspitzen im Schulalltag führen dazu, dass ein Kurs nicht wie gewünscht bearbeitet werden kann. Die Flexibilität von Online-Kurse schafft hier Abhilfe.
  • Online-Kurse können häufig im Detail und unverbindlich bearbeitet werden. Bei Präsenzkursen muss der Kurs häufig schon Wochen vorher gebucht werden, ohne dass wirklich klar ist, in welcher Tiefe die aufgelisteten Details behandelt werden. Bei Online-Kurse ist ein Ausstieg jederzeit möglich – und diese Option wird auch häufig wahrgenommen. Bei einem Präsenzkurs bleiben die Teilnehmer, auch wenn dieser wenig zu bieten hat, weil die Anfahrtskosten mit in die Kalkulation einbezogen werden – und auch aus Pietät zu den Kursleitenden.
  • Online-Kurse können im eigenen Lerntempo bearbeitet werden und müssen nicht im Gleichschritt mit anderen Kursteilnehmern absolviert werden.
  • Online-Kurse sind häufig günstiger als Präsenzveranstaltungen auch wenn z.B. ein entsprechendes Kurszertifikat nur gegen Bezahlung abgegeben wird.

Nachteile von Online-Kursen

Nicht alle Inhalte können sinnvoll in einem Online-Kurs vermittelt werden, dazu gehören beispielsweise Werkkurse, an denen spezielle Techniken vermittelt werden. Häufig sind die Kursinhalte der pädagogischen Hochschulen aber intellektuell ausgerichtet und dort ist ein Ersatz problemlos möglich.

Die Kursteilnehmenden kommen mit der Freiheit in Online-Kursen nicht klar, denn die Absolvierung dieser Art der Weiterbildung erfordert ein hohes Mass von Selbstdisziplin und Durchhaltewillen.

Online-Kurse sind für die Schulentwicklung bedeutsam

Lehrpersonen und Kursleiter bewegen sich immer im gleichen System. Häufig ist man sich über Dinge einig, welche keineswegs selbstverständlich sind. In diesem Umfeld fällt es nicht einmal mehr auf, wie viele ungeschriebene und nie explizit formulierte Normen gelten und damit auch den Schulalltag prägen.

Online-Kurse sind ein hervorragendes Mittel, den Horizont zu erweitern und die eigene Haltung gezielt zu hinterfragen, denn zumindest in internationalen Kursen sorgt die Vielfalt der Teilnehmenden dafür, dass ganz unterschiedliche Aspekte in den gemeinsamen Austausch einfliessen. Dabei kommen auch Minderheiten zu Wort, die sich in traditionellen Kursgefässen entweder schon gar nicht zu Wort melden, oder aber deren Stimmen nicht gehört werden.

Entsprechende Fragestellungen, seien sie teilweise auch banal, können dazu führen, die Vielfalt der Schulsysteme, in welchen Kursteilnehmende tätig sind, sichtbar zu machen und damit den Teilnehmenden, die Augen für Neues zu öffnen.

Gleichzeitig führt der Austausch aber auch dazu, dass romantische Vorstellungen von anderen Schulsystemen durch die konkreten Aussagen von darin tätigen Lehrpersonen auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden.

Manchmal wird ein Kurs nur online angeboten

Studiert man die Kursverzeichnisse von professionellen traditionellen Anbietern (PHs), dann wird relativ schnell klar, dass diese sehr häufig auf Trends reagieren: So gab es bis vor kurzem zahlreiche Kurse, welche sich mit dem altersdurchmischten Lernen beschäftigen, während gleichzeitig im ICT-Bereich kaum Inhalte angeboten wurden. Ein solches auf die Masse zugeschnittenes Kursangebot deckt die Bedürfnisse der meisten Lehrpersonen ab und ist wirtschaftlich sinnvoll. Allzu oft aber werden innovative Kursangebote der pädagogischen Hochschulen dadurch verhindert, dass sich dafür nicht genügend Teilnehmende einschreiben. Diese Einschränkungen sind aber insbesondere für Lehrpersonen wenig hilfreich, welche nach vertieften Kursmöglichkeiten suchen oder Spezialinteressen haben. Und gerade diese Spezialinteressen werden mit einer vertieften Professionalisierung des Berufsstandes immer wichtiger.

Hier bieten Online-Kurse die Möglichkeit, auch auf Bedürfnisse einzugehen, für welche vor Ort nicht genügend Interesse vorhanden ist. Erst dadurch wird es aber möglich, dass die betroffenen Lehrpersonen sich weiterbilden und als Innovationsträger an einer Schule wirken können.

Die Zukunft von Online-Kursen

In den letzten Jahren haben vor allem sogenannte MOOCs (massiv open online courses) stark an Bedeutung gewonnen. Unterdessen ist diese Form von Bildungsangeboten auch erfolgreich kommerzialisiert worden – allerdings auch auf Kosten der Vielfalt von möglichen Kursformen.

Mit dem Fortschritt der Technik – es wird immer leichter, Inhalte anzubieten – sollte es aber auch kleineren Institutionen und sogar einzelnen Lehrpersonen weit einfacher möglich werden, interessante Inhalte für Kolleginnen und Kollegen anzubieten. Dafür gibt es bereits erste Beispiele.

Wahrscheinlich wird sich deshalb neben den „offiziellen“ MOOCs eine Szene entwickeln, in welcher sich interessierte Lehrpersonen im Rahmen eines Themas noch spontaner vernetzen und voneinander lernen können.

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