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ein Fotoheft „Als ich zu fotografieren
begann“ >>>
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ERNST GIGER – FOTOGRAFIE
Etwas mehr als zwei Jahrzehnte sind es her, als ich hier im Oberthurgau zum ersten Mal ein seltsames
femdes Wesen beobachtete, auf den ersten Blick halb Nachtfalter, halb Kolibri, wie irre die Kreuz und die
Quer durch den Garten schwirren und nahe an Blüten die Flügel blitzschnell schlagen. Es schien, mit
seinem Rüssel, fast so lang wie sein Körper, halte es sich an eben diesen Blüten fest.
Inzwischen ist das Taubenschwänzchen häufiger als der Schwalbenschwanz zu sehen, seltenerweise sogar
schon im Januar. Allmählich über Jahre tauchten mehr und mehr auf. Inzwischen erregen sie nicht mehr
so gross Aufsehen, der Ruf «wir haben einen Kolibri gesehen!» ist kaum mehr zu hören. Das Tauben-
schwänzchen ist uns inzwischen vertraut geworden und gehört für aufmerksame Naturfreunde zu den
Sommerfreuden.
Ich meine, sein Auftauchen hierzulande sei ein Phänomen des Klimawandels. Neuerdings lese ich sogar,
es erobere Deutschland und werde schon in Skandinavien gesehen. Da ist jedoch ein Widerspruch: Seit
etlichen Jahren teilt mir ein aufmerksamer und kenntnisreicher Naturfreund aus Nordhessen bedauernd
mit, der kleine Falter sei bei ihnen noch immer nicht aufgetaucht. Lange wird es kaum mehr dauern, bis er
den fremden Nachtschwärmer aus dem Mittelmeergebiet sichten, fotografieren und wie NABU*
feststellen wird: «Gerne kommen die Taubenschwänzchen in Gärten, wo sie an Geranien, an Lichtnelken,
Phlox und Sommerflieder Nektar tanken. Selbst bei Regen sind die Taubenschwänzchen im Gegensatz zu
vielen anderen Insekten aktiv. An besonders heissen Tagen meiden sie die Mittagszeit und fliegen vor
allem morgens und in den Abendstunden bis in die Nacht hinein.» (* Naturschutzbund Deutschland) EG
Das Taubenschwänzchen, aus dem Mittelmeerraum eingewandert, ist ein auch tagsüber aktiver Nachtfalter
«wir haben einen kolibri gesehen!»
So hiess es, als die ersten Taubenschwänzchen nördlich der Alpen auftauchten
Von unten ist der Falter selten zu sehen – und erst noch geblitzt und mit wie durchscheinenden Flügeln. Akrobatisch, als ob er auf dem Rüssel balanciere,
das Hinterteil sieht aus wie der Kopf eines kleinen Säugetieres.
Die Flügel sind selten nicht verwischt zu sehen, das Hinterteil ist auffallend gefleckt, der Saugrüssel soll mindestens drei Zentimeter lang sein.
Schon Edel- oder Prachtsfalter sind mit der Kamera
nicht unbedingt leicht zu erfassen, es mit diesem
unsteten Wesen zu tun, ist noch um einiges schwieriger.
Die Fühler wie Keulen,
der Kopf grau behaart,
die Flügel auch mit
1/1000 noch unscharf
Das wollte mir jahrelang nicht gelingen: ein Taubenschwänzchen in Ruhestellung zu fotografieren
und Struktur und Farben der Flügeloberflächen zu sehen. Sie sind praktisch immer in Bewegung,
um nicht Beute beispielsweise von Spinnen zu werden.
Es ist kein Zufall: die meisten Fotos sind an den Sommerflieder-Blüten entstanden. Wenn nun Pseudo-Naturschützer den
Schmetterlingsbaum mit hanebüchenen Behauptungen als den schlimmsten Biodiversitäts-Schädling diffamieren und
allen Ernstes verlangen, in den Gärten müsse er ausgerissen werden, dann wäre unter anderem auch das Taubenschwänzchen
massiv betroffen. Und Gartenfreunde könnten dann lange und erfolglos suchen bis sie wieder einmal diese Vielfalt von
Nektarsuchenden fänden. Entschuldigung, da kann man sich in Rage schreiben. Gartenbesitzer wacht auf!
Verdient grossen Respekt: dank ihrer hervorragenden Flugeigenschaften legen Taubenschwänzchen
Wanderungen bis zu 2.000 Kilometern zurück.
Der breite, schwarz-weiss gezeichnete Hinterleib, öhnelt einem Federschwanz, die scheinbaren Federn sind jedoch verlängerte Schuppen
Ich habe hier nur einen Teil meiner Taubenschwänzchen-Aufnahmen eingefügt.
Bilder von anderen Fotografen findet man hier >>>
Insekten können
grossen Schaden
anrichten, sogar
diese oder jene
Schmetterlingsart:
aber das Schwalben-
schwänzchen ist
nun zwar ein
Fremdling, aber
wirklich harmlos.
Der Sommerflieder ist für Schmetterlinge
im Hochsommer wochenlang die wichtigste
Nektarquelle, die man sich vorstellen kann.