3   Alter Text, um 1980

Weltin

Hans Weltin beim "Zöslen", Foto Giger, Scan Thurg. Jahrbuch 1982


Hans Weltin und sein Feuerwehrmuseum


1980 oder 1981, erschienen u.a. im Thurgauer Jahrbuch 1982

«Das Feuerwehrmuseaum entstand aus meiner aktiven Tätigkeit im Feuer- wehrdienst heraus», erzählt Hans Weltin über die Anfänge seiner umfang- reichen Sammlung in der «Alten Post Emmishofen». Er wollte nicht, daß die alten Feuer­löschmittel vergessen würden – «und selbstverständlich war auch Freude dabei»: Hans Weltin hängt am alten und schwelgt gerne in Erin- nerungen. In diesem Jahr ist er siebzig geworden; er hat ein wichti­ges Ziel erreicht: ein rundes halbes Jahrhundert Feuerwehrdienst. Fast halb so lang wirkte er als Kursleiter. «Lehren und begeistern!» war sein Leitwort. Bekannt geworden ist er vor allem als wagemutiger Kommandant. «Ich habe viele Erfahrungen gesammelt», erklärt er zu einem spektakulären Einmann-Einsatz, «und da konnte ich doch gewiß nicht einen Familienvater der Gefahr aussetzen.» Zu seinen schönsten Leistungen gehört indes das Feuerwehrmuseum.

   Geschenke von Kameraden und von Kommandanten aus aller Welt

Es bestehe seit etwa zwanzig Jahren, sagt er. Martin R. Schärer merkt in seinem «Schweizer Museumsführer» allerdings an: «Seit 1956 zugängliche Privat Sammlung.» In dieser Zeit hat Hans Weltin doch ein ansehnliches Sammelgut zusammengetragen: Fahr- und tragbare Hand- und Motor- spritzen, Schläuche, Strahlrohre, Beile, Lampen, hölzerne Wasserbutten, Ledereimer, Helme, Feuerlöschbomben, alte Zeitschriften, Zeichnungen, Photos. Ein ansehnlicher Teil des Museums gehört zur Kategorie «Geschenke», an denen er sich ganz beson­ders freut: Etwa ein Schedler- Bild*, auf dem das «Retten – halten – löschen» schön zum Ausdruck kommt. Oder ein ganzer Gabentisch von «meinen Kameraden zum 70. Geburtstag. Oder die Helme von Kommandantenkollegen aus Tokio, Hongkong, Bombay, Wien, Bastia, Madrid, Rio de Janeiro und anderswo – Andenken an ausgedehnte Reisen, nette Kontakte, meistens gegen Feuerwehrhörner mit Schweizer Kreuz einge­tauscht

   Vorliebe für Bilder «von markanten Brandfällen»

Wichtiger als die alte Handdruckspritze aus der Gemein­de Neßlau oder die Handpumpe aus Urnäsch mit der Jahreszahl 1862 zum Beispiel scheinen ihm die Doku­mente «von markanten Brandfällen» zu sein: Bilder vom Konstanzer Spaltgasbrand im Dezember 1967 oder vom Seminarbrand im Juli 1963 etwa. Von den Ruinen der Ul­richskirche und des Seminars hat er sogar eigene Luftauf­nahmen ausgestellt. Unerläßlich ist auch ein Hinweis auf den heiligen Florian, den römischen Offizier deutscher Herkunft mit Helm, Fahne und Wassergefäß, Schutzpa­tron der Feuerwehrleute und anscheinend auch der Poli­tiker, die seinen Namen bald bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit mißbrauchen. Der «Heilige Sankt Florian» gibt Hans Weltin Anlaß zu folgender Be­merkung: «Ich sage immer: Für den Einsatz im Ernstfall gehört neben einer guten Ausrüstung und einer guten Ausbildung auch noch etwas Glück!»

   Der Experimentiertisch

Vollends ins Schwärmen gerät der Kreuzlinger Ehren­bürger aber an seinem schon fast legendären Experimen­tiertisch. Da kann er demonstrieren, wie die Ölwehr vorgehen muß, wie Staub und Schaum einzusetzen sind und wie ein Fachmann eine brennende Pommes-frites-Pfanne löscht. Trotz seinem eingängigen Spruch «Brand­verhütung ist billiger als Brandvergütung», ungeachtet des Gebäudeversicherungs-Merkspruchs «Ich züüsle nöd» kann er die Demonstration zwischen den wertvol­len Sammelobjekten nicht lassen. «Sehen Sie, man unter­schätzt die Dämpfe immer wieder», erklärt er und leert Benzin in eine Einrichtung, die wie ein Rutschbahnmo­dell aussieht. Die Benzindämpfe dehnen sich offenbar nach unten aus: Hans Weltin nähert sich der Tischplatte mit einer brennenden Kerze – ein «Flack», die Flammen rasen die Rutschbahn hinauf und lodern nun in der «Pfanne». Hans Weltin packt ein dickes Tuch, drückt es auf den «Brand» und schneidet dem Feuer so die Sauer­stoffzufuhr ab. Die Dämpfe sind nach allem nicht restlos verbrannt; sie lassen sich nochmals entzünden. Der Besuch des Feuerwehrmuseums an der Konstanzer­straße 39 übrigens ist –  mit oder ohne Löschdemonstration – gratis. Interessenten müssen sich zwar anmelden, aber Hans Weltin und seine Frau Bella verlangen prinzipiell keinen Eintritt. «Zudem wird da nichts verkauft und nichts getauscht. Das ginge mir wider den Strich. Und die von der Stadt wissen es schon: Sie wird das alles einmal erhalten!»

 

*Jacques Schedler,  Warth, (1927–1989), Obmann der Thurgauer Künstlerguppe 1968 - 1975. Von seinen zahlreichen Werken gehören zu den bekanntesten die  Bände "Thurgau" und "Schaffhausen" mit wirklich sehenswerten Zeichnungen.

Hans Weltin
(1911-1985), Feuerwehrmusum, heute an der Löwenstrasse 7 in Kreuzlingen  >>>   Kreuzlingen verdankt ihm ausserdem eine grosse Fotosammlung.  Die "Gartenstadt" verlieh ihm und seiner Frau Bella 1978 das Ehrenbürgerrecht. Weltins Slogan: "Freude bereiten bereitet immer wieder Freude."


     

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