„Mond
ist golden aufgegangen“
Der Mond in Liedern und
Gedichten
Digitale Sammlung Ernst Giger
Und die
Sonne machte den weiten Ritt
Um die
Welt,
Und die Sternlein sprachen: „Wir reisen
mit
Um die Welt“;
Und die Sonne,
sie schalt sie: „Ihr bleibt zu Haus!
Den ich brenn
euch die goldnen Äuglein aus
Bei dem feurigen
Ritt um die Welt.“
Und die Sternlein
gingen zum lieben Mond
In der
Nacht,
Und sie sprachen: „Du, der auf Wolken
trohnt
In der Nacht,
Laß uns wandeln
mit dir, denn dein milder Schein,
Er verbrennet uns
nimmer die Äugelein.“
Und er nahm sie,
Gesellen der Nacht.
Nun willkommen,
Sternlein und lieber Mond,
In der
Nacht!
Ihr versteht, was still in dem Herzen
wohnt
In der Nacht.
Kommt und zündet
die himmlischen Lichter an,
Daß ich lustig
mit schwärmen und spielen kann
In den
freundlichen Spielen der Nacht.
Sieh die
Mondessichel dort
über schwarzen
Bäumen
blätterleer – der Herbst will
fort,
Winter wird nicht säumen.
Himmel
ist so licht und klar,
ob auch Nebel
steigen.
Morgen hängt es wunderbar,
silbern
an den Zweigen.
Der Spinnerin Nachtlied
Clemens Brentano
Es sang
vor langen Jahren
Wohl auch die
Nachtigall,
Das war wohl süßer Schall,
Da wir
zusammen waren.
Ich sing
und kann nicht weinen
Und spinne so
allein
Den Faden klar und rein,
Solang
der Mond wird scheinen.
Als wir
zusammen waren,
Da sang die
Nachtigall;
Nun mahnet mich ihr Schall,
Daß du
von mir gefahren.
So oft
der Mond mag scheinen,
Denk ich wohl
dein allein,
Mein Herz ist klar und rein,
Gott
wolle uns vereinen.
Seit du
von mir gefahren,
singt stets die
Nachtigall,
Ich denk bei ihrem Schall,
Wie wir
zusammen waren.
Gott
wolle uns vereinen,
Hier spinn ich so
allein,
Der Mond scheint klar und rein,
Ich
sing und möchte weinen.
Sprich aus der Ferne!
Clemens Brentano
Sprich
aus der Ferne,
Heimliche Welt,
Die sich so
gerne
Zu mir gesellt!
Wenn das
Abendrot niedergesunken,
Keine freudige
Farbe mehr spricht,
Und die Kränze
still leuchtender Funken
Die Nacht um die
schattichte Stirne flicht:
Wehet
der Sterne
Heiliger Sinn
Leis durch die
Ferne
Bis zu mir hin.
Wenn des
Mondes still lindernde Tränen
Lösen der Nächte
verborgenes Weh,
Dann wehet
Friede. In goldenen Kähnen
Schiffen die
Geister im himmlischen See.
Glänzender Lieder
Klingender
Lauf
Ringelt sich nieder,
Wallet
hinauf.
Wenn der
Mitternacht heiliges Grauen
Bang durch die
dunklen Wälder hinschleicht,
Und die Büsche
gar wundersam schauen,
Alles sich
finster, tiefsinnig bezeugt:
Wandelt
im Dunkeln
Freundliches Spiel,
Still Lichter
funkeln
Schimmerndes Ziel.
Alles
ist freundlich wohlwollend verbunden,
Bietet sich
tröstend und traurend die Hand,
Sind durch die
Nächte die Lichter gewunden,
Alles ist ewig im
Innern verwandt.
Sprich
aus der Ferne,
Heimliche Welt,
Die sich so
gerne
Zu mir gesellt!
Singet
leise, leise, leise,
Singt ein
flüsternd Wiegenlied,
Von dem Monde
lernt die Weise,
Der so still am
Himmel zieht.
Singt
ein Lied so süß gelinde,
Wie die Quellen
auf den Kieseln,
Wie die Bienen um
die Linde
Summen, murmeln, flüstern,
rieseln.
Kirschblüte bei der Nacht
Barthold Hinrich Brockes
Ich sahe
mit betrachtendem Gemüte
Jüngst einen
Kirschbaum, welcher blühte,
In kühler Nacht
beim Mondenschein;
Ich glaubt’, es
könne nichts von größrer Weiße sein.
Es
schien, ob wär ein Schnee gefallen.
Ein jeder, auch
der kleinste Ast
Trug gleichsam
eine rechte Last
Von
zierlich-weißen runden Ballen.
Es ist
kein Schwan so weiß, da nämlich jedes Blatt,
Indem daselbst
des Mondes sanftes Licht
Selbst durch die
zarten Blätter bricht,
Sogar den
Schatten weiß und sonder Schwärze hat.
Unmöglich, dacht ich, kann auf Erden
Was Weißers
aufgefunden werden.
Indem ich nun
bald hin, bald her
Im Schatten
dieses Baumes gehe,
Sah ich
von ungefähr
Durch alle Blumen in die Höhe
Und
ward noch einen weißern Schein,
Der tausendmal so
weiß, der tausendmal so klar,
Fast
halb darob erstaunt, gewahr.
Der Blüte Schnee
schien schwarz zu sein
Bei diesem weißen
Glanz. Es fiel mir ins Gesicht
Von einem hellen
Stern ein weißes Licht,
Das mir recht in
die Seele strahlte.
Wie sehr
ich mich an Gott im Irdischen ergetze,
Dacht ich, hat Er
dennoch weit größre Schätze.
Die größte
Schönheit dieser Erden
Kann mit der
himmlischen doch nicht verglichen werden.
Ein
kleines Weihnachtsgeschenk von G. Büchner für seine
guten
Eltern. 1828
Niedersinkt des Tages goldner Wagen,
Und die stille
Nacht schwebt leis’ herauf,
Stillt mit
sanfter Hand des Herzens Klagen,
Bringt uns Ruh im
schweren Lebenslauf.
Ruhe
gießt sie in das Herz des Müden,
Der ermattet auf
der Pilgerbahn,
Bringt ihm wieder
seinen stillen Frieden,
Den des
Schicksals rauhe Hand ihm nahm.
Ruhig
schlummernd liegen alle Wesen,
Feiernd schließet
sich das Heiligtum,
Tiefe Stille
herrscht im weiten Reiche,
Alles schweigt im
öden Kreis herum.
Und der
Mond schwebt hoch am klaren Äther,
Geußt sein
sanftes Silberlicht herab;
Und die Sternlein
funkeln in der Ferne
Schau’nd herab
auf Leben und auf Grab.
Willkommen Mond, willkommen sanfter Bote
Der Ruhe in dem
rauhen Erdental,
Verkündiger von
Gottes Lieb und Gnade,
Des Schirmers in
Gefahr und Mühesal.
Willkommen Sterne, seid gegrüßt ihr Zeugen
Der
Allmacht Gottes der die Welten lenkt,
Der unter allen
Myriaden Wesen
Auch meiner voll von Lieb’ und Gnade
denkt.
Ja,
heil’ger Gott, du bist der Herr der Welten,
Du hast den
Sonnenball emporgetürmt,
Hast den Planeten
ihre Bahn bezeichnet,
Du bist es, der
das All mit Allmacht schirmt.
Unendlicher, den keine Räume fassen,
Erhabener, den
Keines Geist begreift,
Allgütiger, den
alle Welten preisen,
Erbarmender, der
Sündern Gnade beut!
Erlöse
gnädig uns von allem Übel,
Vergib uns
liebend jede Missetat,
Laß wandeln uns
auf deines Sohnes Wege,
Und siegen über
Tod und über Grab.
(Ebenfalls 1828 (?), als Fortsetzung von „Die
Nacht“
angelegt:)
Leise
hinter düsterm Nachtgewölke
Tritt des Mondes
Silberbild hervor;
Aus des
Wiesentales feuchtem Grunde
Steigt der
Abendnebel leicht empor.
Ruhig
schlummernd liegen alle Wiesen,
Feiernd schweigt
des Waldes Sängerchor,
Nur aus stillem
Haine, einsam klagend,
Tönet Philomeles
Lied hervor.
Schweigend steht des Waldes düstre Fichte,
Süß
entströmt der Nachtviole Duft,
Um die Blumen
spielt des Westwinds Flügel,
Leis
hinstreichend durch die Abendluft.
Doch was
dämmert durch der Tannen Dunkel,
Blinkend in
Selenens Silberschein?
Hochauf hebt sich
zwischen schroffen Felsen
Einsam ein
verwittertes Gestein.
An der
alten Mauer dunklen Zinnen
Rankt der Efeu
üppig sich empor,
Aus des weiten
Burghofs öder Mitte
Ragt ein rings
bemoster Turm hervor.
Fest
noch trotzen alte Strebepfeiler;
Aufgetürmet wie
zur Ewigkeit
Stehen sie und schaun wie ernste
Geister
Nieder auf der Welt
Vergänglichkeit.
Still
und ruhig ist’s im öden Raume,
Wie ein weites
Grab streckt er sich hin;
Wo einst kräftige
Geschlechter blühten,
Nagt die Zeit
jetzt, die Zerstörerin.
Durch
der alten Säle düstre Hallen
Flattert jetzt
die scheue Fledermaus,
Durch die rings
zerfallnen Bogenfenster
Streicht der
Nachtwind pfeifend ein und aus.
Auf dem
hohen Söller wo, die Laute
Schlagend, einst
die edle Jungfrau stand,
Krächzt der Uhu
seine Totenlieder;
Klebt sein Nest
der Rabe an die Wand.
Alles,
alles hat die Zeit verändert
Überall nagt ihr
gefräßger Zahn,
Über alles
schwingt sie ihre Sense;
Nichts ist, was
die schnelle hemmen kann.
Der Mond
ist aufgegangen,
die goldnen
Sternlein prangen
am Himmel hell
und klar;
der Wald steht schwarz und
schweiget,
und aus den Wiesen steiget
der
weiße Nebel wunderbar.
Wie ist
die Welt so stille
und in der
Dämmrung Hülle
so traulich und so hold!
Als
eine stille Kammer,
wo ihr des Tages
Jammer
verschlafen und vergessen
sollt.
Seht ihr
den Mond dort stehen?
Er ist nur halb
zu sehen
und ist doch rund und schön!
So sind
wohl manche Sachen,
die wir getrost
belachen,
weil unsre Augen sie nicht
sehn.
Wir
stolzen Menschenkinder
sind eitel arme
Sünder
und wissen gar nicht viel;
wir
spinnen Luftgespinste
und suchen viele
Künste
und kommen weiter von dem Ziel.
Gott,
laß uns dein Heil schauen,
auf nichts
Vergänglichs trauen,
nicht Eitelkeit
uns freun!
Laß uns einfältig werden
und vor
dir hier auf Erden
wie Kinder fromm
und fröhlich sein.
Wollst
endlich sonder Grämen
aus dieser Welt
uns nehmen
durch einen sanften Tod!
Und,
wenn du uns genommen,
laß uns in Himmel
kommen,
du unser Herr und unser Gott!
So legt
euch denn, ihr Brüder,
in Gottes Namen
nieder;
kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott, mit Strafen
und laß uns ruhig
schlafen
und unsern kranken Nachbar
auch.
Mit dem
Monde will ich wandeln:
Schlangenwege
über Berge
Führen Träume, bringen Schritte
Durch
den Wald dem Monde zu.
Durch
Zypressen staunt der plötzlich,
Dass ich ihm
entgegengeh’.
Aus dem Ölbaum blaut er
lächelnd,
Wenn mich’s friedlich talwärts
zieht.
Schlangenwege durch die Wälder
Bringen mich zum
Silbersee:
Nur ein Nachen auf dem Wasser,
Heilig
oben unser Mond.
Schlangenwege durch die Wälder
Führen mich zu
einem Berg.
Oben steht der Mond und wartet,
Und ich
steige leicht empor.
Freund Husch
Von Paula und
Richard Dehmel
Husch,
husch, husch,
ich putze meinen Busch.
Der
Mond ist da, der Mond ist hell;
der Mond, der ist
mein Spielgesell,
husch.
Husch, husch, husch,
ich schlüpfe aus
dem Busch.
Ich stecke mein Laternchen an,
ich
zünde uns die Sternchen an,
husch.
Husch, husch, husch,
ich schüttel
meinen Busch.
Die Kinderchen sind all zur
Ruh,
ich schüttel ihnen Träume zu;
die
haben wir vergangne Nacht,
der Mond und ich,
uns ausgedacht,
husch.
Husch, husch, husch,
ich schlüpfe in
den Busch.
Ich puste mein Laternchen aus,
ich
suche mir ein Sternchen aus,
das laß ich
droben Wache stehn,
nun kann ich
ruhig schlafen gehn,
husch, husch,
husch,
im Busch.
Weich
küßt die Zweige
der weiße
Mond.
Ein Flüstern wohnt
im Laub, als
neige,
als schweige sich der Hain zur
Ruh:
Geliebte du –
Der
Weiher ruht, und
die Weide
schimmert.
Ihr Schatten flimmert
in seiner Flut,
und
der Wind weint in den Bäumen:
wir
träumen – träumen –
Die
Weiten leuchten
Beruhigung.
Die
Niederung
hebt bleich den feuchten
Schleier hin zum Himmelssaum:
o hin – o Traum
–
Vor
meinem Lager liegt der helle
Mondschein auf
der Diele.
Mir war, als fiele
auf die
Schwelle
das Frühlicht schon;
mein Auge
zweifelt noch.
Und ich
hebe mein Haupt und sehe,
sehe den fremden
Mond
in seiner Höhe
glänzen. Und ich
senke,
senke mein Haupt und denke
an
meine Heimat.
Wer hat
die schönsten Schäfchen?
Die hat der
goldne Mond,
der hinter unsern Bäumen
am
Himmel oben wohnt.
Er kommt
am späten Abend,
wenn alles
schlafen will,
hervor aus seinem Hause
am
Himmel leis und still.
Dann
weidet er die Schäfchen
auf seiner blauen
Flur;
denn all die weißen Sterne
sind
seine Schäfchen nur.
Sie tun
sich nichts zuleide,
hat eins das
andre gern,
und Schwestern sind und Brüder
da
droben Stern an Stern.
Und soll
ich dir eins bringen,
so darfst du
niemals schrein,
mußt freundlich
wie die Schäfchen
und wie die
Schäfer sein.
Mondesaufgang
Annette von
Droste-Hülshoff
An des
Balkones Gitter lehnte ich
Und wartete, du
mildes Licht, auf dich.
Hoch über mir,
gleich trübem Eiskristalle,
Zerschmolzen
schwamm des Firmamentes Halle;
Der See
verschimmerte mit leisem Dehnen,
Zerflossne Perlen
oder Wolkentränen?
Es rieselte, es
dämmerte um mich,
Ich wartete, du
mildes Licht, auf dich.
Hoch
stand ich, neben mir der Linden Kamm,
Tief unter mir
Gezweige, Ast und Stamm;
Im Laube summte
der Phalänen Reigen,
Die Feuerfliege
sah ich glimmend steigen,
Und Blüten
taumelten wie halb entschlafen;
Mir war, als
treibe hier ein Herz zum Hafen,
Ein Herz, das
übervoll von Glück und Leid
Und Bildern
seliger Vergangenheit.
Das
Dunkel stieg, die Schatten drangen ein –
Wo weilst du,
weilst du denn, mein milder Schein?
Sie drangen ein
wie sündige Gedanken,
Des Firmamentes
Woge schien zu schwanken,
Verzittert war
der Feuerfliege Funken,
Längst die
Phaläne an den Grund gesunken,
Nur Bergeshäupter
standen hart und nah,
Ein düstrer
Richterkreis, im Düster da.
Und
Zweige zischelten an meinen Fuß
Wie
Warnungsflüstern oder Todesgruß;
Ein Summen stieg
im weiten Wassertale
Wie Volksgemurmel
vor dem Tribunale;
Mir war, als
müsse etwas Rechnung geben,
Als stehe zagend
ein verlornes Leben,
Als stehe ein
verkümmert Herz allein,
Einsam mit seiner
Schuld und seiner Pein.
Da auf
die Wellen sank ein Silberflor,
Und langsam
stiegst du, frommes Licht, empor;
Der Alpen finstre
Stirnen strichst du leise,
Und aus den
Richtern wurden sanfte Greise;
Der Wellen Zucken
ward ein lächelnd Winken,
An jedem Zweige
sah ich Tropfen blinken,
Und jeder Tropfen
schien ein Kämmerlein,
Drin flimmerte
der Heimatlampe Schein.
O Mond,
du bist mir wie ein später Freund,
Der seine Jugend
dem Verarmten eint,
Um seine
sterbenden Erinnerungen
Des Lebens zarten
Widerschein geschlungen,
Bist keine Sonne,
die entzückt und blendet
In Feuerströmen
lebt, im Blute endet -
Bist, was dem
kranken Sänger sein Gedicht,
Ein fremdes, aber
o! ein mildes Licht.
Wann der Hahn kräht
Joseph von Eichendorff
Wann der
Hahn kräht auf dem Dache,
Putzt der Mond
die Lampe aus,
Und die Stern ziehn von der
Wache,
Gott behüte Land und Haus!
Frühlingsnacht
Joseph von
Eichendorff
Über’n
Garten durch die Lüfte
Hört’ ich
Wandervögel ziehn,
Das bedeutet
Frühlingsdüfte,
Unten fängt’s
schon an zu blühn.
Jauchzen
möcht’ ich, möchte weinen,
Ist mir’s doch,
als könnt’s nicht sein!
Alte Wunder
wieder scheinen
Mit dem
Mondesglanz herein.
Und der
Mond, die Sterne sagen’s,
Und in Träumen
rauscht’s der Hain,
Und die
Nachtigallen schlagen’s:
Sie ist Deine,
sie ist dein!
Ich
wandre durch die stille Nacht,
Da schleicht der
Mond so heimlich sacht
Oft aus der
dunklen Wolkenhülle,
Und hin und her
im Tal
Erwacht die Nachtigall,
Dann
wieder alles grau und stille.
O
wunderbarer Nachtgesang:
Von fern im Land
der Ströme Gang,
Leis schauern in
den dunklen Bäumen -
Wirrst die
Gedanken mir,
Mein irres Singen hier
Ist wie
ein Rufen nur aus Träumen.
Mondnacht
Joseph von
Eichendorff
Es war,
als hätt der Himmel
Die Erde still
geküsst,
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm
nur träumen müsst.
Die Luft
ging durch die Felder,
Die Ähren wogten
sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So
sternenklar war die Nacht.
Und
meine Seele spannte
Weit ihre Flügel
aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als
flöge sie nach Haus.
Bleib
bei uns!
Wir haben den Tanzplan im Tal
Bedeckt
mit Mondesglanze
Johanniswürmchen
erleuchten den Saal,
Die Heimchen
spielen zum Tanze.
Die
Freude,
Das schöne, leichtgläubige
Kind,
Es wiegt sich in Abendwinden:
Wo
Silber auf Zweigen und Büschen rinnt,
Da wirst du die
Schönste finden.
An den Mond
Johann Wolfgang
von Goethe
Füllest
wieder Busch und Tal
Still mit
Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine
Seele ganz;
Breitest
über mein Gefild
Lindernd deinen
Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über
mein Geschick.
Jeden
Nachklang fühlt mein Herz
Froh- und trüber
Zeit,
Wandle zwischen Freud’ und
Schmerz
In der Einsamkeit.
Fließe,
fließe, lieber Fluß!
Nimmer werd’ ich
froh;
So verrauschte Scherz und Kuß
Und die
Treue so.
Ich
besaß es doch einmal,
was so köstlich
ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer
es vergißt!
Rausche,
Fluß, das Tal entlang,
Ohne Rast und
Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!
Wenn du
in der Winternacht
Wütend
überschwillst
Oder um die Frühlingspracht
Junger
Knospen quillst.
Selig,
wer sich vor der Welt
Ohne Haß
verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit
dem genießt,
Was, von
Menschen nicht gewußt
Oder nicht
bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt
in der Nacht.
Dämmrung senkte
sich von oben
Johann Wolfgang
von Goethe
Dämmrung
senkte sich von oben,
Schon ist alle
Nähe fern;
Doch zürst emporgehoben Holden
Lichts
der Abendstern!
Alles
schwankt ins Ungewisse,
Nebel schleichen
in die Höh;
Schwarzvertiefte Finsternisse
Widerspiegelnd ruht der See.
Nun im
östlichen Bereiche
Ahn ich
Mondenglanz und -glut,
Schlanker Weiden
Haargezweige
Scherzen auf der nächsten Flut.
Durch
bewegter Schatten Spiele
Zittert Lunas
Zauberschein,
Und durchs Auge schleicht die
Kühle
Sänftigend ins Herz hinein.
Der Totentanz
Johann Wolfgang
von Goethe
Der
Türmer, der schaut zu Mitten der Nacht
Hinab auf die
Gräber in Lage;
Der Mond, der hat
alles ins Helle gebracht;
Der Kirchhof, er
liegt wie am Tage.
Da regt sich ein
Grab und ein anderes dann:
Sie kommen
hervor, ein Weib da, ein Mann,
In weißen und
schleppenden Hemden.
Das
reckt nun, es will sich ergetzen sogleich,
Die Knöchel zur
Runde, zum Kranze,
So arm und so
jung, und so alt und so reich;
Doch hindern die
Schleppen am Tanze.
Und weil hier die
Scham nun nicht weiter gebeut,
Sie schütteln
sich alle, da liegen zerstreut
Die Hemdelein
über den Hügeln.
Nun hebt
sich der Schenkel, nun wackelt das Bein,
Gebärden da gibt
es vertrackte;
Dann klippert’s und klappert’s mitunter
hinein,
Als schlüg man die Hölzlein zum
Takte.
Das kommt nun dem Türmer so lächerlich
vor;
Da raunt ihm der Schalk, der Versucher, ins
Ohr:
Geh ! hole dir einen der Laken.
Getan
wie gedacht ! und er flüchtet sich schnell
Nun hinter
geheiligte Türen.
Der Mond und noch
immer er scheinet so hell
Zum Tanz den sie
schauderlich führen.
Doch endlich
verlieret sich dieser und der,
Schleicht eins
nach dem andern gekleidet einher,
Und, husch, ist
es unter dem Rasen.
Nur
einer, der trippelt und stolpert zuletzt
Und tappet und
grapst an den Grüften;
Doch hat kein
Geselle so schwer ihn verletzt,
Er wittert das
Tuch in den Lüften.
Er rüttelt die
Turmtür, sie schlägt ihn zurück,
Geziert und
gesegnet, dem Türmer zum Glück,
Sie blinkt von
metallenen Kreuzen.
Das Hemd
muß er haben, da rastet er nicht,
Da gilt auch kein
langes Besinnen,
Den gotischen
Zierat ergreift nun der Wicht
Und klettert von
Zinne zu Zinnen.
Nun ist’s um den
armen, den Türmer getan !
Es ruckt sich von
Schnörkel zu Schnörkel hinan,
Langbeinigen
Spinnen vergleichbar.
Der
Türmer erbleichet, der Türmer erbebt!
Gern gäb er ihn
wieder, den Laken.
Da häkelt – jetzt
hat er am längsten gelebt -
Den Zipfel ein
eiserner Zacken.
Schon trübet der
Mond sich verschwindenden Scheins,
Die Glocke, sie
donnert ein mächtiges Eins,
Und unten
zerschellt das Gerippe.
Dem aufgehenden
Vollmonde
Johann Wolfgang von Goethe
Willst
du mich sogleich verlassen!
Warst im
Augenblick so nah!
Dich umfinstern
Wolkenmassen,
Und nun bist du gar nicht da.
Doch du
fühlst, wie ich betrübt bin,
Blickt dein Rand
herauf als Stern!
Zeugest mir, dass
ich geliebt bin,
Sei das Liebchen
noch so fern.
So hinan
denn! hell und heller,
Reiner Bahn, in
voller Pracht!
Schlägt mein Herz auch schmerzlich
schneller,
Überselig ist die Nacht.
Intermezzo
Franz Grillparzer
(1833)
Im
holden Mond der Maien,
Wenn lichte
Blumen blühn,
Geflügelte Schalmeien
Die Waldesnacht
durchziehn;
Da hebt sich eine Scholle,
Die
Liebe lauscht hervor,
Ob noch der
Winter grolle,
Noch laut der Stürme Chor?
Sieht
grün sie nun die Weite
Erträgt sie’s
nicht im Haus,
Sie fliegt auf Spiel und Beute
Gleich
andern Vögeln aus.
Doch friert es
etwas nächtig,
Sucht sie der Menschen Dach
Und
schürt ein Feuer mächtig
Im jungen Herzen
wach.
Wie glänzt der
helle Mond
Franz Grillparzer
Wie
glänzt der helle Mond so kalt und fern,
Doch ferner
schimmert meiner Schönheit Stern!
Wohl
rauschet weit von mir des Meeres Strand,
Doch weiterhin
liegt meiner Jugend Land!
Ohn’ Rad
und Deichsel gibt’s ein Wägelein,
Drin fahr’ ich
bald zum Paradies hinein.
Dort
sitzt die Mutter Gottes auf dem Thron,
Auf ihren Knien
schläft ihr sel’ger Sohn.
Dort
sitzt Gott Vater, der den heil’gen Geist
Aus seiner Hand
mit Himmelskörnern speist.
In einem
Silberschleier sitz’ ich dann
Und schaue meine
weissen Finger an.
Sankt
Petrus aber gönnt sich keine Ruh,
Hockt vor der Tür
und flickt die alten Schuh’.
Lyrisches Intermezzo
Heinrich Heine: Buch der Lieder
Manch
Bild vergessener Zeiten
Steigt auf aus
seinem Grab,
Und zeigt, wie in deiner Nähe
Ich
einst gelebet hab.
Am Tage schwankte
ich träumend
Durch alle Straßen herum;
Die
Leute verwundert mich ansahn,
Ich war so
traurig und stumm.
Des
Nachts da war es besser,
Da waren die
Straßen leer;
Ich und mein Schatten
selbander,
Wir wandelten schweigend
einher.
Mit widerhallendem Fußtritt
Wandelt
ich über die Brück;
Der Mond brach
aus den Wolken,
Und grüßte mit
ernstem Blick.
Stehn
blieb ich vor deinem Hause,
Und starrte in
die Höh,
Und starrte nach deinem Fenster
-
Das Herz tat mir so weh.
Ich
weiß, du hast aus dem Fenster
Gar oft
herabgesehn,
Und sahst mich im Mondenlichte
Wie
eine Säule stehn.
Die Heimkehr $
Heinrich Heine: Buch der Lieder
Still
ist die Nacht, es ruhen die Gassen,
In diesem Hause
wohnte mein Schatz;
Sie hat schon
längst die Stadt verlassen,
Doch steht noch
das Haus auf demselben Platz.
Da steht
auch ein Mensch und starrt in die Höhe,
Und ringt die
Hände, vor Schmerzensgewalt;
Mir graust es,
wenn ich sein Antlitz sehe -
Der Mond zeigt
mir meine eigne Gestalt.
Du Doppelgänger!
du bleicher Geselle!
Was
äffst du nach mein Liebesleid,
das mich gequält
auf dieser Stelle,
So manche Nacht,
in alter Zeit?
*
»Die Jungfrau
schläft in der Kammer,
Der Mond schaut
zitternd hinein;
Da draußen singt
es und klingt es,
Wie
Walzermelodein.
Ich will
mal schaun aus dem Fenster,
Wer drunten stört
meine Ruh.
Da steht ein Totengerippe,
Und
fiedelt und singt dazu:
Hast
einst mir den Tanz versprochen,
Und hast
gebrochen dein Wort,
Und heut ist Ball
auf dem Kirchhof,
Komm mit, wir
tanzen dort.
Die
Jungfrau ergreift es gewaltig,
Es lockt sie
hervor aus dem Haus;
Sie folgt dem
Gerippe, das singend
Und fiedelnd
schreitet voraus.
Es
fiedelt und tänzelt und hüpfet,
Und klappert mit
seinem Gebein,
Und nickt und nickt mit dem
Schädel
Unheimlich im Mondenschein.«
Die
Heimkehr
Heinrich Heine: Buch der
Lieder
Wie
dunkle Träume stehen
Die Häuser in
langer Reih;
Tief eingehüllt im Mantel,
Schreite ich schweigend vorbei.
Der Turm
der Kathedrale
Verkündet die zwölfte Stund;
Mit
ihren Reizen und Küssen
Erwartet mich
Liebchen jetzund.
Der Mond
ist mein Begleiter,
Er leuchtet mir
freundlich vor;
Da bin ich an
ihrem Hause,
Und freudig ruf ich empor:
Ich
danke dir, alter Vertrauter,
Daß du meinen Weg
erhellt;
Jetzt will ich dich entlassen,
Jetzt
leuchte der übrigen Welt!
Und
findest du einen Verliebten,
Der einsam klagt
sein Leid,
So tröst ihn, wie du mich
selber
Getröstet in alter Zeit.
Die
Heimkehr
Heinrich Heine: Buch der
Lieder
Nacht
liegt auf den fremden Wegen,
Krankes Herz und
müde Glieder; -
Ach, da fließt,
wie stiller Segen,
Süßer Mond, dein
Licht hernieder.
Süßer Mond, mit
deinen Strahlen
Scheuchest du das
nächtge Grauen;
Es zerrinnen
meine Qualen,
Und die Augen übertauen.
Der Gesang der
Okeaniden
Heinrich Heine: Buch der
Lieder
Abendlich blasser wird es am Meer,
Und einsam, mit
seiner einsamen Seele,
Sitzt dort ein
Mann auf dem kahlen Strand,
Und schaut,
todkalten Blickes, hinauf
Nach der weiten,
todkalten Himmelswölbung,
Und schaut auf
das weite, wogende Meer -
Und über das
weite, wogende Meer,
Lüftesegler,
ziehn seine Seufzer,
Und kehren
zurück, trübselig,
Und hatten
verschlossen gefunden das Herz,
Worin sie ankern
wollten -
Und er stöhnt so laut, daß die weißen
Möwen,
Aufgescheucht aus den sandigen
Nestern,
Ihn herdenweis umflattern,
Und er
spricht zu ihnen die lachenden Worte:
»Schwarzbeinigte Vögel,
Mit weißen
Flügeln meerüberflatternde,
Mit krummen
Schnäbeln seewassersaufende,
Und tranigtes
Robbenfleisch fressende,
Eur Leben ist
bitter wie eure Nahrung!
Ich
aber, der Glückliche, koste nur Süßes!
Ich koste den
süßen Duft der Rose,
Der
mondscheingefütterten Nachtigallenbraut;
Ich koste noch
süßeres Zuckerbackwerk,
Gefüllt mit
geschlagener Sahne;
Und das
Allersüßeste kost ich,
Süße Liebe und
süßes Geliebtsein.
Sie
liebt mich! Sie liebt mich! die holde Jungfrau!
Jetzt steht sie
daheim, am Erker des Hauses,
Und schaut in die
Dämmrung hinaus, auf die Landstraß,
Und horcht, und
sehnt sich nach mir – wahrhaftig!
Vergebens späht
sie umher, und sie seufzet,
Und seufzend
steigt sie hinab in den Garten,
Und wandelt in
Duft und Mondschein,
Und spricht mit
den Blumen, erzählet ihnen,
Wie ich, der
Geliebte, so lieblich bin
Und so
liebenswürdig – wahrhaftig!
Nachher
im Bette, im Schlafe, im Traum,
Umgaukelt sie
selig mein teures Bild,
Sogar des
Morgens, beim Frühstück,
Auf dem
glänzenden Butterbrote,
Sieht sie mein
lächelndes Antlitz,
Und sie frißt es
auf vor Liebe – wahrhaftig!«
Also
prahlt er und prahlt er,
Und zwischendrein
schrillen die Möwen,
Wie kaltes,
ironisches Kichern.
Die
Dämmrungsnebel steigen herauf;
Aus violettem
Gewölk, unheimlich,
Schaut hervor der
grasgelbe Mond;
Hochaufrauschen
die Meereswogen,
Und tief aus
hochaufrauschendem Meer,
Wehmütig wie
flüsternder Windzug,
Tönt der Gesang
der Okeaniden,
Der schönen, mitleidigen
Wasserfraun,
Vor allen vernehmbar die liebliche
Stimme
Der silberfüßigen
Peleus-Gattin,
Und sie seufzen und singen:
O Tor,
du Tor, du prahlender Tor!
Du
kummergequälter!
Dahingemordet
sind all deine Hoffnungen,
Die tändelnden
Kinder des Herzens,
Und ach! dein
Herz, Nioben gleich,
Versteinert vor
Gram!
In deinem Haupte wirds Nacht,
Und es
zucken hindurch die Blitze des Wahnsinns,
Und du prahlst
vor Schmerzen!
O Tor, du Tor, du prahlender
Tor!
Halsstarrig bist du wie dein
Ahnherr,
Der hohe Titane, der himmlisches
Feuer
Den Göttern stahl und den Menschen
gab,
Und geiergequälet,
felsengefesselt,
Olympauftrotzte
und trotzte und stöhnte,
Daß wir es hörten
im tiefen Meer,
Und zu ihm kamen
mit Trostgesang.
O Tor, du Tor, du
prahlender Tor!
Du aber bist
ohnmächtiger noch,
Und es wäre
vernünftig, du ehrtest die Götter,
Und trügest
geduldig die Last des Elends,
Und trügest
geduldig so lange, so lange,
Bis Atlas selbst
die Geduld verliert,
Und die schwere
Welt von den Schultern abwirft
In die ewige
Nacht.
So
scholl der Gesang der Okeaniden,
Der schönen,
mitleidigen Wasserfraun,
Bis lautere Wogen
ihn überrauschten -
Hinter die Wolken
zog sich der Mond,
Es gähnte die
Nacht,
Und ich saß noch lange im Dunkeln und
weinte.
Im Garten im Mondlicht
Heinrich Heine: Buch der Lieder
Im
Garten im Mondlicht
Vernehm ich ein
leises
Flüstern und Streiten.
Lilien
und Rosen
Streiten, wer schöner
Von ihnen
blühe;
Wenden die Häupter
Nach mir hin –
ich gehe,
Der Mond sieht euch blühen,
Der
soll’s entscheiden!
In der Mondnacht
Justinus
Kerner
Lass
dich belauschen,
Du stille
Nacht!
Nur Wasser rauschen,
Nur Liebe
wacht.
Vom
Walde drüben
Tönt süßer Schall,
Es singt von
Lieben
Die Nachtigall.
Der
Vogel schweiget,
Der Mond
entwich,
Zur Blume neiget
Die Blume
sich.
Im Garten im Mondlicht
Justinus Kerner
Im
Garten im Mondlicht
Vernehm ich ein
leises
Flüstern und Streiten.
Lilien
und Rosen
Streiten, wer schöner
Von ihnen
blühe;
Wenden die Häupter
Nach mir hin –
ich gehe,
Der Mond sieht euch blühen,
Der
soll’s entscheiden!
Die Mondnacht
Ludwig Gotthard
Theobul Kosegarten , 1894
Siehe,
wie die Mondesstrahlen
Busch und Flur in
Silber malen!
Wie das Bächlein rollt und
flimmt!
Strahlen regnen, Funkken
schmettern
Von den sanft geregten
Blättern,
Und die Tauflur glänzt und
glimmt.
Glänzend
erdämmern der Berge Gipfel,
Glänzend der
Pappeln wogende Wipfel.
Durch die
glanzumrauschten Räume
Flüstern Stimmen,
gaukeln Träume,
Sprechen mir
vertraulich zu.
Seligkeit, die mich gemahnet,
Höchste Lust, die
suß mich schwanet,
Spricht, wo Brust
nicht, mächtiges Sehen!
Löschet die
Wehmut, labende Tränen!
Wie, ach, wie der
Qual genesen?
Wo, ach,
wo ein liebend Wesen,
Das die süßen
Qualen stillt?
Eins ins andre gar versunken,
Gar
verloren, gar verunken,
Bis sich jede Ode
füllt...
Solches,
ach, wähnt’ich, kühlte das Sehen,
Löschte die
Wehmut mit köstlichen Tränen.
Eine weiß ich,
ach, nur Eine,
Dich nur weiß ich, dich o
Reine,
Die des Herzen Wehmut meint.
Dich
umringend, von dir umrungen,
Dich
umschlingend, von dir umschlungen,
Gar in Eins mit
dir geeint...
Schon’, ach schone den
Wonneversunk’nen!
Himmel und Erde
verschwinden dem Trunk’nen.
Guter
Mond, du gehst so stille
durch die
Abendwolken hin;
deines Schöpfers
weiser Wille
hiess auf jener Bahn dich
ziehn.
Leuchte
freundlich jedem Müden
in das stille
Kämmerlein!
Und dein Schimmer giesse
Frieden
ins bedrängte Herz hinein.
Guter
Mond, o gieße Frieden
In das arme
Menschenherz.
Wende von dem Schmerz hienieden
Uns’re
Seele himmelwärts.
Mild und
freundlich schaust du nieder
Von des Himmels
blauem Zelt,
Und es tönen unsre Lieder
Hell
hinauf zum Herrn der Welt.
Guter
Mond du wandelst leise
An dem blauen
Himmelszelt,
Wo dich Gott zu seinem Preise
Hat als
Leuchte hingestellt.
Blicke
traulich zu uns nieder
Durch die Nacht
aufs Erdenrund.
Als ein treuer
Menschenhüter
Tust du Gottes Liebe kund.
Guter
Mond, du gehst so stille
In den
Abendwolken hin,
Bist so ruhig,
und ich fühle,
Daß ich ohne Ruhe bin.
Traurig
folgen meine Blicke
Deiner stillen,
heitern Bahn.
O wie hart ist mein Geschicke,
Daß ich
dir nicht folgen kann.
Guter
Mond, du wandelst leise
An dem blauen
Himmelszelt,
Wo dich Gott zu seinem Preise
Hat als
Leuchte hingestellt.
Blicke
traulich zu uns nieder
Durch die Nacht
aufs Erdenrund!
Als ein treuer
Menschenhüter
Tust du Gottes Liebe kund.
Guter
Mond, dir will ich’s sagen,
Was mein banges
Herze kränkt,
Und an wen mit bittren Klagen
Die
betrübte Seele denkt!
Guter
Mond, du kannst es wissen,
Weil du so
verschwiegen bist,
Warum meine
Tränen fließen
Und mein Herz so traurig ist.
Ach, daß
auch in uns’re Herzen
Himmelsruhe zöge
ein,
Daß wir immer frei von
Schmerzen,
Stets zufrieden möchten sein!
Sanft
umströmet uns dein Schimmer,
Klarer milder
Mondenschein
Menschenerz, o daß du immer
Wärst
wie dieses Licht so rein!
Ritt im Mondenschein
Achim von Arnim
Herz zum
Herzen ist nicht weit
Unter lichten
Sternen,
Und das Aug, von Tau geweiht
Blickt
zu lieben Fernen;
Unterm Hufschlag
klingt die Welt,
Und die Himmel
schweigen,
Zwischen beiden mir gesellt
Will
der Mond sich zeigen.
Zeigt
sich heut in roter Glut
An dem
Erdenrande,
Gleich als ob mit heißem Blut
Er auf
Erden lande.
Doch nun flieht er scheu empor,
Glänzt
in reinem Lichte,
Und ich scheue
mich auch vor
Seinem Angesichte. –
Der Mond geht gross
Maximilian Dauthendey
Der Mond
geht gross aus dem Abend hervor,
steht über dem
Schloss und dem Gartentor
und lässt sanft
glühend die Erde los.
Der Mond ist wie
eine feurige Ros’,
die meine Liebste
im Garten verlor.
Mein
Schatten an den steinernen Wänden
geht hinter mir
wie ein dienender Mohr.
Ich werde den
Mohren hinsenden,
er hebe die Rose
vorsichtig auf
und bringe sie ihr in den dunklen
Händen.
Schon
fängt es an zu dämmern,
Der Mond als Hirt
erwacht,
Und singt der Wolkenlämmern
Ein
Lied zur guten Nacht,
Ein Lied, ein
Lied zur guten Nacht;
Und wie er singt
so leise,
Da dringt vom Sternenkreise
Der
Schall in’s Ohr mir sacht,
|:
Schlafet in Ruh’,
Schlafet in
Ruh’!
Die Liebe Gottes,
Sie deckt euch
zu. :|
Und wie
nun alle Kerzen,
Verlöschen durch
die Nacht,
Da schweigen auch die
Schmerzen,
Die Sonn’ und Tag gebracht,
Die
Sonn’, die Sonn’ und Tag gebracht;
Und säuseln die
Cypressen,
Ein Seliges Vergessen
Durchweht die
Lüfte sacht.
|:
Schlafet in Ruh’,
Schlafet in
Ruh’!
Die Liebe Gottes,
Sie deckt euch
zu. :|
Gut’
Nacht denn, all ihr Müden,
Ihr Lieben nah’
und fern;
Bald ruh’ auch ich im Frieden,
Bis
glänzt der Morgenstern,
Bis glänzt, bis
glänzt der Morgenstern.
Die Nachtigall
alleine
Singt noch im Mondenscheine,
Und
lobet Gott den Herrn.
|:
Schlafet in Ruh’,
Schlafet in
Ruh’!
Die Liebe Gottes,
Sie deckt euch
zu. :|
Dein
gedenkend, irr ich einsam
Diesen Strom
entlang;
Könnten lauschen wir gemeinsam
Seinem
Wellenklang!
Könnten
wir zusammen schauen
In den Mond
empor,
Der da drüben aus den Auen
Leise
taucht hervor!
Freundlich streut er meinem Blicke
Aus dem
Silberschein
Stromhinüber eine Brücke
Bis zum
stillen Hain. -
Wo des
Stromes frohe Wellen
Durch den
Schimmer ziehn,
Seh ich, wie
hinab die schnellen
Unaufhaltsam
fliehn.
Aber wo
im schimmerlosen
Dunkel geht die
Flut,
Ist sie nur ein dumpfes Tosen,
Das dem
Auge ruht.
Daß doch
mein Geschick mir brächte
Einen Blick von
dir!
Süßes Mondlicht meiner Nächte,
Mädchen, bist du mir!
Wenn
nach dir ich oft vergebens
In die Nacht
gesehn,
Scheint der dunkle Strom des
Lebens
Trauernd still zu stehen;
Wenn du
über seinen Wogen
Strahlest
zauberhell,
Seh ich sie dahingezogen,
Ach!
nur allzuschnell!
Winternacht
Nikolaus
Lenau
1
Vor Kälte ist die
Luft erstarrt,
Es kracht der Schnee von meinen
Tritten,
Es dampft mein Hauch, es klirrt mein
Bart;
Nur fort, nur immer
fortgeschritten!
Wie
feierlich die Gegend schweigt!
Der Mond
bescheint die alten Fichten,
Die,
sehnsuchtsvoll zum Tod geneigt,
Den Zweig zurück
zur Erde richten.
Frost!
friere mir ins Herz hinein,
Tief in das
heißbewegte, wilde!
Daß einmal Ruh
mag drinnen sein,
Wie hier im
nächtlichen Gefilde!
2
Dort heult im tiefen Waldesraum
Ein
Wolf; – wie’s Kind aufweckt die Mutter,
Schreit er die
Nacht aus ihrem Traum
Und heischt von
ihr sein blutig Futter.
Nun
brausen über Schnee und Eis
Die Winde fort
mit tollem Jagen,
Als wollten sie
sich rennen heiß:
Wach auf, o Herz,
zu wildem Klagen!
Laß
deine Toten auferstehn
Und deiner Qualen
dunkle Horden!
Und laß sie mit den Stürmen
gehn,
Dem rauhen Spielgesind aus
Norden!
Wilhelm
Müller – Tränenregen
Wir saßen so
traulich beisammen
Im kühlen
Erlendach,
Wir schauten so traulich
zusammen
Hinab in den rieselnden Bach.
Der
Mond war auch gekommen,
Die Sternlein
hinterdrein,
Und schauten so traulich
zusammen
In den silbernen Spiegel
hinein.
Ich sah
nach keinem Monde,
Nach keinem
Sternenschein,
Ich schaute nach ihrem Bilde,
Nach
ihren Augen allein.
Und sahe
sie nicken und blicken
Herauf aus dem
seligen Bach,
Die Blümlein am Ufer, die
blauen,
Sie nickten und blickten ihr
nach.
Und in
den Bach versunken
Der ganze Himmel
schien
Und wollte mich mit hinunter
In
seine Tiefe ziehn.
Und über
den Wolken und Sternen,
Da rieselte
munter der Bach
Und rief mit
Singen und Klingen:
Geselle, Geselle,
mir nach!
Da
gingen die Augen mir über,
Da ward es im
Spiegel so kraus;
Sie sprach: Es
kommt ein Regen,
Ade, ich geh nach
Haus.
Auf dem
Teich, dem regungslosen,
Weilt des Mondes
holder Glanz,
Flechtend seine bleichen Rosen
In des
Schilfes grünen Kranz.
Hirsche
wandeln dort am Hügel,
Blicken in die
Nacht empor;
Manchmal regt sich das Geflügel
Träumerisch im tiefen Rohr.
Weinend
muß mein Blick sich senken;
Durch die tiefste
Seele geht
Mir ein süßes Deingedenken,
Wie ein
stilles Nachtgebet!
Schlaf,
mein Kleiner,
Du mein Feiner,
Lulle, lulle
ein!
Mondesschimmer
Strahlt ins
Zimmer,
Schaut ins Bettchen dein.
Werd’
erdichten
Dir Geschichten,
Singen Liedchen
fein,
Schlummre süße,
Äuglein
schließe,
Lulle, Lulle ein!
Schlaf ein!
Schlaf ein!
Wiegenlied
Detlev von
Liliencron
Vor der
Türe schläft der Baum,
Durch den Garten
zieht ein Traum.
Langsam schwimmt
der Mondeskahn,
Und im Schlafe
kräht der Hahn.
Schlaf, mein
Wölfchen, schlaf.
Schlaf,
mein Wulff. In später Stund
Küß ich deinen
roten Mund.
Streck dein kleines, dickes
Bein,
Steht noch nicht auf Weg und
Stein.
Schlaf, mein Wölfchen, schlaf.
Schlaf,
mein Wulff. Es kommt die Zeit,
Regen rinnt, es
stürmt und schneit.
Lebst in
atemloser Hast,
Hättest gerne
Schlaf und Rast.
Schlaf, mein
Wölfchen, schlaf.
Vor der
Türe schläft der Baum,
Durch den Garten
zieht ein Traum.
Langsam schwimmt
der Mondeskahn,
Und im Schlafe
kräht der Hahn.
Schlaf, mein
Wölfchen, schlaf.
Das Mondschaf
Christian
Morgenstern
Das
Mondschaf steht auf weiter Flur.
Es harrt und
harrt der großen Schur.
Das
Mondschaf.
Das
Mondschaf rupft sich einen Halm
und geht dann
heim auf seine Alm.
Das
Mondschaf.
Das
Mondschaf spricht zu sich im Traum:
„Ich bin des
Weltalls dunkler Raum.“
Das
Mondschaf.
Das
Mondschaf liegt am Morgen tot.
Sein Leib ist
weiß, die Sonn’ ist rot.
Das
Mondschaf.
Lunovis.
Lateinische
Übertragung
Lunovis
in planitie stat
Cultrumque magn’
expectitat.
Lunovis.
Lunovis herba
rapta it
In montes, unde cucurrit.
Lunovis.
Lunovis habet
somnium:
So culmen rer’ ess’ omnium.
Lunovis.
Lunovis mane
mortuumst.
Sol ruber atque ips’ albumst.
Lunovis.
Das Weiblein mit
der Kunkel
Christian Morgenstern
Um
stille Stübel schleicht des Monds
barbarisches
Gefunkel –
im Gäßchen hoch im Norden
wohnt’s,
das Weiblein mit der Kunkel.
Es
spinnt und spinnt. Was spinnt es wohl?
Es spinnt und
spintisieret...
Es trägt ein
weißes Kamisol,
das seinen Körper
zieret.
Um stllle Stübel schleicht des
Monds
barbarisches Gefunkel -
im
Gäßchen hoch im Norden wohnt’s,
Das Weiblein mit
der Kunkel.
Der Mond
Christian
Morgenstern
Als Gott
den lieben Mond erschuf,
gab er ihm
folgenden Beruf:
Beim Zu- sowohl
wie beim Abnehmen
sich deutschen
Lesern zu bequemen,
ein a formierend
und ein z –
daß keiner groß zu denken
hätt’.
Befolgend dies ward der Trabant
ein
völlig deutscher Gegenstand.
Peregrina
Eduard Mörike
(Aus: Maler Nolten)
I
Der Spiegel dieser treuen, braunen
Augen
Ist wie von innerm Gold ein
Widerschein;
Tief aus dem Busen scheint ers
anzusaugen,
Dort mag solch Gold in heilgem Gram
gedeihn.
In diese
Nacht des Blickes mich zu tauchen,
Unwissend Kind,
du selber lädst mich ein -
Willst, ich soll
kecklich mich und dich entzünden,
Reichst lächelnd
mir den Tod im Kelch der Sünden!
II
Aufgeschmückt ist der
Freudensaal.
Lichterhell, bunt, in laulicher
Sommernacht
Stehet das offene
Gartengezelte.
Säulengleich steigen, gepaart,
Grün-umranket, eherne Schlangen,
Zwölf, mit
verschlungenen Hälsen,
Tragend und
stützend das
Leicht gegitterte Dach.
Aber die
Braut noch wartet verborgen
In dem Kämmerlein
ihres Hauses.
Endlich bewegt sich der Zug der
Hochzeit,
Fackeln tragend,
Feierlich
stumm.
Und in der Mitte,
Mich an der
rechten Hand,
Schwarz gekleidet, geht einfach die
Braut;
Schön gefaltet ein
Scharlachtuch
Liegt um den zierlichen Kopf
geschlagen.
Lächelnd geht sie dahin; das Mahl schon
duftet.
Später
im Lärmen des Fests
Stahlen wir
seitwärts uns beide
Weg, nach den
Schatten des Gartens wandelnd,
Wo im Gebüsche
die Rosen brannten,
Wo der Mondstrahl
um Lilien zuckte,
Wo die
Weymouthsfichte mit schwarzem Haar
Den Spiegel des
Teiches halb verhängt.
Auf seidnem Rasen
dort, ach, Herz am Herzen,
Wie verschlangen,
erstickten meine Küsse den scheueren
Kuss!
Indes
der Springquell, unteilnehmend
An
überschwänglicher Liebe Geflüster,
Sich ewig des
eigenen Plätscherns freute;
Uns aber neckten
von fern und lockten
Freundliche
Stimmen,
Flöten und Saiten umsonst.
Ermüdet
lag, zu bald für mein Verlangen,
Das leichte,
liebe Haupt auf meinem Schoss.
Spielender Weise
mein Aug auf ihres druckend
Fühlt ich ein
Weilchen die langen Wimpern,
Bis der Schlaf
sie stellte,
Wie Schmetterlingsgefieder auf und nieder
gehn.
Eh das
Frührot schien,
Eh das Lämpchen
erlosch im Brautgemache,
Weckt ich die
Schläferin,
Führte das seltsame Kind in mein Haus
ein.
III
Ein Irrsal kam in die
Mondscheingärten
Einer einst
heiligen Liebe.
Schaudernd
entdeckt ich verjährten Betrug.
Und mit weinendem
Blick, doch grausam,
Hiess ich das
schlanke,
Zauberhafte Mädchen
Ferne gehen von
mir.
Ach, ihre hohe Stirn,
War gesenkt, denn
sie liebte mich;
Aber sie zog mit
Schweigen
Fort in die graue
Welt
hinaus.
Krank
seitdem,
Wund ist und wehe mein Herz.
Nimmer
wird es genesen!
Als
ginge, luftgesponnen, ein Zauberfaden
Von ihr zu mir,
ein ängstig Band,
So zieht es,
zieht mich schmachtend ihr nach!
- Wie? wenn ich
eines Tags auf meiner Schwelle
Sie sitzen fände,
wie einst, im Morgen-Zwielicht,
Das Wanderbündel
neben ihr,
Und ihr Auge, treuherzig zu mir
aufschauend,
Sagte, da bin ich wieder
Hergekommen aus weiter Welt!
IV
Warum, Geliebte, denk ich dein
Auf
einmal nun mit tausend Tränen,
Und kann gar
nicht zufrieden sein,
Und will die
Brust in alle Weite dehnen?
Ach,
gestern in den hellen Kindersaal,
Beim Flimmer
zierlich aufgesteckter Kerzen,
Wo ich mein
selbst vergass in Lärm und Scherzen,
Tratst du, o
Bildnis mitleid-schöner Qual;
Es war dein
Geist, er setzte sich ans Mahl,
Fremd sassen wir
mit stumm verhaltnen Schmerzen;
Zuletzt brach ich
in lautes Schluchzen aus,
Und Hand in Hand
verliessen wir das Haus.
V
Die Liebe, sagt man, steht am Pfahl
gebunden,
Geht endlich arm, zerrüttet,
unbeschuht;
Dies edle Haupt hat nicht mehr, wo es
ruht,
Mit Tränen netzet sie der Füsse
Wunden.
Ach,
Peregrinen hab ich so gefunden!
Schön war ihr
Wahnsinn, ihrer Wange Glut,
Noch scherzend in
der Frühlingsstürme Wut,
Und wilde Kränze
in das Haar gewunden.
Wars
möglich, solche Schönheit zu verlassen?
- So kehrt nur
reizender das alte Glück!
O komm, in diese
Arme dich zu fassen!
Doch
weh! o weh! was soll mir dieser Blick?
Sie küsst mich
zwischen Lieben noch und Hassen,
Sie kehrt sich
ab, und kehrt mir nie zurück.
Schiffer- und
Nixen-Märchen
I. Vom
Sieben-Nixen-Chor
Eduard
Mörike
Manche
Nacht im Mondenscheine
Sitzt ein Mann
von ernster Schöne,
Sitzt der Magier
Drakone,
Auf dem Gartenhausbalkone,
Mit
Prinzessin Liligi;
Lehrt sie allda
seine Lehre
Von der Erde, von dem Himmel,
Von dem
Traum der Elemente,
Vom Geschick im
Sternenkreise.
Lass es
aber nun genug sein!
Mitternacht ist
lang vorüber -
Spricht Prinzessin Liligi -
Und
nach solchen Wunderdingen,
Mächtigen und
ungewohnten,
Lüstet mich nach Kindermärchen,
Lieber
Mann, ich weiss nicht wie! -
„Hörst
du gern das Lied vom Winde,
Das nicht End
noch Anfang hat,
Oder gern vom
Königskinde,
Gerne von der Muschelstadt?“
Singe du
so heut wie gestern
Von des Meeres
Lustrevier,
Von dem Haus der sieben
Schwestern
Und vom Königssohne mir.
„Zwischen grünen Wasserwänden
Sitzt der
Sieben-Nixen-Chor;
Wasserrosen in
den Händen,
Lauschen sie zum Licht empor.
Und wenn
oftmals auf der Höhe
Schiffe fahren,
schattengleich,
Steigt ein
siebenfaches Wehe
Aus dem stillen
Wasserreich.
Dann,
zum Spiel kristallner Glocken,
Drehn die
Schwestern sich im Tanz,
Schütteln ihre
grünen Locken
Und verlieren Gurt und Kranz.
Und das
Meer beginnt zu schwanken,
Well auf Welle
steigt und springt,
Alle Elemente
zanken
Um das Schiff, bis es
versinkt.“
Also
sang in Zaubertönen
Süss der Magier
Drakone
Zu der lieblichen Prinzessin;
Und
zuweilen, im Gesange,
Neiget er der
Lippen Milde
Zu dem feuchten Rosenmunde,
Zu den
hyazintheblaun,
Schon in Schlaf
gesenkten Augen
Der betörten
Jungfrau hin.
Diese meint im leichten
Schlummer,
Immer höre sie die Lehre
Von der
Erde, von dem Himmel,
Vom Geschick im
Sternenkreise,
Doch zuletzt erwachet sie:
Lass es
aber nun genug sein!
Mitternacht ist
lang vorüber,
Und nach solchen Wunderdingen,
Mächtigen und ungewohnten,
Lüstet mich nach
Kindermärchen,
Lieber Mann, ich weiss nicht
wie!
„Wohl! –
Schon auf des Meeres Grunde
Sitzt das Schiff
mit Mann und Maus,
Und die Sieben in
die Runde
Rufen: Schönster, tritt heraus!
Rufen
freundlich mit Verneigen:
Komm! es soll
dich nicht gereun;
Woll’n dir unsre
Kammer zeigen,
Wollen deine Mägde sein.
Sieh, da
tritt vom goldnen Borde
Der betörte
Königssohn,
Und zu der korallnen Pforte
Rennen
sie mit ihm davon.
Doch man
sah nach wenig Stunden,
Wie der
Nixenbräutigam,
Tot, mit sieben
roten Wunden,
Hoch am Strand des Meeres
schwamm.“
Also
sang in Zaubertönen
Süss der Magier
Drakone;
Und zuweilen, im Gesange,
Neiget
er der Lippen Milde
Zu dem feuchten
Rosenmunde,
Zu den hyazintheblauen,
Schon
in Schlaf gesenkten Augen
Der betörten
Jungfrau hin.
Sie
erwacht zum andernmale,
Sie verlanget
immer wieder:
Lieber Mann, ein Kindermärchen
Singe
mir zu guter Letzt!
Und er
singt das letzte Märchen,
Und er küsst die
letzten Küsse;
Lied und Kuss hat ausgeklungen,
Aber
sie erwacht nicht mehr.
Denn schon war
die dritte Woche,
Seit der Magier
Drakone
Bei dem edeln Königskinde
Seinen
falschen Dienst genommen;
Wohlberechnet,
wohlbereitet
Kam der letzte Tag heran.
Jetzo
fasset er die Leiche,
Schwingt sich
hoch im Zaubermantel
Durch die Lüfte
zu dem Meere,
Rauschet nieder in die Wogen,
Klopft
an dem Korallentor,
Führet so die
junge Fürstin,
Dass auch sie zur Nixe werde,
Als
willkommene Genossin
In den
Sieben-Nixen-Chor.
II. Nixe Binsefuss
Des
Wassermanns sein Töchterlein
Tanzt auf dem Eis
im Vollmondschein,
Sie singt und
lachet sonder Scheu
Wohl an des
Fischers Haus vorbei.
„Ich bin
die Jungfer Binsefuss,
Und meine Fisch
wohl hüten muss,
Meine Fisch die
sind im Kasten,
Sie haben kalte
Fasten;
Von Böhmerglas mein Kasten ist,
Da zähl
ich sie zu jeder Frist.
Gelt,
Fischermatz? gelt, alter Tropf,
Dir will der
Winter nicht in Kopf?
Komm mir mit
deinen Netzen!
Die will ich schön zerfetzen!
Dein
Mägdlein zwar ist fromm und gut,
Ihr Schatz ein
braves Jägerblut.
Drum
häng ich ihr, zum Hochzeitstrauss,
Ein schilfen
Kränzlein vor das Haus,
Und einen Hecht,
von Silber schwer,
Er stammt von
König Artus her,
Ein
Zwergen-Goldschmieds-Meisterstück,
Wers hat, dem
bringt es eitel Glück:
Er lässt sich
schuppen Jahr für Jahr,
Da sinds
fünfhundert Gröschlein bar.
Ade,
mein Kind! Ade für heut!
Der Morgenhahn im
Dorfe schreit.“
III. Zwei Liebchen
Ein
Schifflein auf der Donau schwamm,
Drin sassen Braut
und Bräutigam, Er hüben und sie
drüben.
Sie
sprach, Herzliebster, sage mir,
Zum Angebind was
geb ich dir?
Sie
streift zurück ihr Ärmelein,
Sie greift ins
Wasser frisch hinein.
Der
Knabe, der tät gleich also,
Und scherzt mit
ihr und lacht so froh.
Ach,
schöne Frau Done, geb sie mir
Für meinen Schatz
eine hübsche Zier!
Sie zog
heraus ein schönes Schwert,
Der Knab hätt
lang so eins begehrt.
Der
Knab, was hält er in der Hand?
Milchweiss ein
köstlich Perlenband.
Er legts
ihr um ihr schwarzes Haar,
Sie sah wie eine
Fürstin gar.
Ach,
schöne Frau Done, geh sie mir
Für meinen Schatz
eine hübsche Zier!
Sie
langt hinein zum andernmal,
Fasst einen Helm
von lichtem Stahl.
Der Knab
vor Freud entsetzt sich schier,
Fischt ihr einen
goldnen Kamm dafür.
Zum
dritten sie ins Wasser griff:
Ach weh! da fällt
sie aus dem Schiff.
Er
springt ihr nach, erfasst sie keck,
Frau Done reisst
sie beide weg:
Frau
Done hat ihr Schmuck gereut,
Das büsst der
Jüngling und die Maid.
Das
Schifflein leer hinunterwallt;
Die Sonne sinkt
hinter die Berge bald.
Und als
der Mond am Himmel stand,
Die Liebchen
schwimmen tot ans Land,
Er hüben und sie
drüben.
IV. Der Zauberleuchtturm
Des
Zauberers sein Mägdlein sass
In ihrem Saale
rund von Glas;
Sie spann beim hellen
Kerzenschein,
Und sang so glockenhell darein.
Der
Saal, als eine Kugel klar,
In Lüften
aufgehangen war
An einem Turm auf
Felsenhöh,
Bei Nacht hoch ob der wilden
See,
Und hing in Sturm und
Wettergraus
An einem langen Arm hinaus.
Wenn nun
ein Schiff in Nächten schwer
Sah weder Rat
noch Rettung mehr,
Der Lotse zog die
Achsel schief,
Der Hauptmann alle Teufel rief,
Auch
der Matrose wollt verzagen:
O weh mir armen
Schwartenmagen!
Auf einmal
scheint ein Licht von fern
Als wie ein
heller Morgenstern;
Die Mannschaft
jauchzet überlaut:
Heida! jetzt gilt
es trockne Haut!
Aus allen Kräften
steuert man
Jetzt nach dem teuren Licht
hinan,
Das wächst und wächst und leuchtet
fast
Wie einer Zaubersonne Glast,
Darin
ein Mägdlein sitzt und spinnt,
Sich beuget ihr
Gesang im Wind;
Die Männer stehen
wie verzückt,
Ein jeder nach dem Wunder
blickt
Und horcht und staunet
unverwandt,
Dem Steuermann entsinkt die
Hand,
Hat keiner Acht mehr auf das
Schiff;
Das kracht mit eins am
Felsenriff,
Die Luft zerreisst ein
Jammerschrei:
Herr Gott im Himmel, steh uns
bei!
Da löscht die Zauberin ihr
Licht;
Noch einmal aus der Tiefe
bricht
Verhallend Weh aus einem Mund;
Da
zuckt das Schiff und sinkt zu Grund.
Das nächtliche
Geheimnis
Friedrich Nietzsche
Gestern
Nachts, als Alles schlief,
Kaum der Wind mit
ungewissen
Seufzern durch die Gassen lief,
Gab mir
Ruhe nicht das Kissen,
Noch der Mohn,
noch, was sonst tief
Schlafen macht –
ein gut Gewissen.
Endlich
schlug ich mir den Schlaf
Aus dem Sinn und
lief zum Strande.
Mondhell war’s
und mild – ich traf
Mann und Kahn auf
warmem Sande,
Schläfrig beide, Hirt und Schaf:
-
Schläfrig stieß der Kahn vom
Lande.
Eine
Stunde, leicht auch zwei,
Oder war’s ein
Jahr? – da sanken
Plötzlich mir
Sinn und Gedanken
In ein ew’ges
Einerlei,
Und ein Abgrund ohne Schranken
Tat
sich auf: – da war’s vorbei! -
Morgen
kam: auf schwarzen Tiefen
Steht ein Kahn
und ruht und ruht – –
Was geschah? so
riefs, so riefen
Hundert bald –
was gab es? Blut? –
Nichts geschah!
Wir schliefen, schliefen
Alle – ach, so
gut! so gut!
1.
Jetzund kömmt die Nacht herbei,
Vieh und Menschen
werden frei,
Die gewünschte Ruh geht an;
Meine
Sorge kommt heran.
2.
Schöne glänzt der Mondenschein;
Und die gülden
Sternelein;
Froh ist alles weit und breit,
Ich nur
bin in Traurigkeit.
3.
Zweene mangeln überall
An der schönen
Sternen Zahl;
Diese Sterne die ich mein’
Ist der
Liebsten Augenschein.
4. Nach
dem Monden frag’ ich nicht,
Dunkel ist der
Sternen Licht;
Weil sich von mir weggewendt
Asteris
mein Firmament.
5. Wann
sich aber neigt zu mir
Dieser meiner
Sonnen Zier,
Acht’ ich es das beste sein,
Daß
kein Stern noch Monde schein’.
Der Mond
kommt über die Berge ...
wo schwimmst du
her, wo legst du an,
uralter stummer
Ferge?
Wann ist dein Weg getan?
Hier
unten in den Tiefen,
wie fliesst
zusammen Fern und Nah,
und Rätsel, die
schon schliefen,
sind wieder wach
und da.
Die
schwarzen Wälder bangen
hinab ins
nebelweisse Land ...
sind wir im Kreis
gegangen
um eines Grabes Rand?
Ein
Brunnen plätschert leise
und
traumverworren Reim auf Reim.
Verstünden wir
die Weise,
wir fänden heut noch heim.
Über stiller Heide
Wilhelm
Raabe
Wenn
über stiller Heide
Des Mondes Sichel
schwebt,
Mag lösens ich vom Leide
Herz,
das im Leiden bebt.
Tritt
vor aus deiner Kammer
Und trage deinen
Schmerz,
Trage des Weltlaufs Jammer
Der
Ewigkeit ans Herz.
Das
Ewige ist stille,
Laut die
Vergänglichkeit;
Schweigend geht
Gottes Wille
Über den Erdenstreit.
In
deinen Schmerzen schweige,
Tritt in die
stille Nacht;
Das Haupt in Demut neige,
Bald
ist der Kampf vollbracht.
Wer hat die
schönsten Schäfchen?
Johann Friedrich
Reichardt
1. Wer
hat die schönsten Schäfchen?
Die hat der
gold’ne Mond,
Der hinter jenen Bäumen
Am
Himmel droben wohnt.
2. Er
kommt am späten Abend,
Wenn alles
schlafen will,
Hervor aus seinem Hause
Zum
Himmel leis’ und still.
3. Dann
weidet er die Schäfchen
Auf seiner blauen
Flur,
Denn all’ die weißen Sterne
Sind
seine Schäfchen nur.
4. Sie
tun uns nichts zu Leide
Hat eins das
and’re gern,
Und Schwestern sind und Brüder
Da
droben Stern an Stern.
5. Und
soll ich dir ein’s bringen,
So darfst du
niemals schrei’n,
Mußt freundlich
wie die Schäfchen
Und wie ihr
Schäfer sein.
Du bist mein Mond
Friedrich
Rückert
Du bist
mein Mond, und ich bin deine Erde;
Du sagst, du
drehest dich um mich.
Ich weiss es
nicht, ich weiss nur, dass ich werde
In meinen Nächten
hell durch dich.
Du bist
mein Mond, und ich bin deine Erde;
Sie sagen, du
veränderst dich.
Allein du änderst
nur die Lichtgebärde
Und liebst mich
unveränderlich.
Du bist
mein Mond, und ich bin deine Erde;
Nur mein
Erdenschatten hindert dich,
Die Liebesfackel
stets am Sonnenherde
Zu zünden in der
Nacht für mich.
Kosmischer Trost
Paul Scheerbart
(1904)
Der
Mondball starrt den Erdball an.
Und auf der Haut
der Erde spiegelt sich der Wille des
Mondes.
Darum suchen wir
nur Einen – immer nur Einen.
Und wir finden
auch nicht mehr.
Ein wenig scheint
es uns oft,
Auf dem Saturn lebt sichs wohl besser; der hat ja
mehr
Monde – hat ja neun.
Dort kann sich
jeder freun mit Neun.
Ei, das muß ja
köstlich wirken – immer sich zu freun –
gleich mit
neun.
Doch der große Mond der Erde zeigt eine
stolze
Weltgeberde und ruft uns zu:
„Ihr
könnt Euch ebenso freun; ein Mond kann ja ebenso
groß sein wie
neun.“
Das ist doch ein kosmischer
Trost.
Ein Mond kam so groß sein wie
neun.
(1904)
Dunkle Nacht in Europa
Paul
Scheerbart (1904)
Das ist
doch sehr wunderbar,
daß die Nacht so
dunkel ist.
Alle Sterne schliefen ein -
Auch
der schöne Mondenschein.
Und ich finde
nicht nach Haus,
Tappe, taste so
mich weiter,
Stolpre, falle, liege, denke -
Doch
die Nacht bleibt dunkel -
All das viele
Glanzgefunkel
Ist total verschwunden.
Das ist
doch sehr wunderbar,
Daß die Nacht so
dunkel ist.
Warum ist sie dunkel?
O du Rätsel der
Nacht.
Wie der Mond kam
es gegangen
Heinrich
Seidel
Nimmer
weiss ich, wie’s gekommen,
War es doch, als
müsst’ es sein,
Dass mein Herz du
hingenommen –
Gar so heimlich schlich es ein.
So wie
Blumen still erblühen,
Wie im Lenz
ergrünt die Au,
Wie nach heissen
Tages Glühen
Hold und labend sinkt der Thau.
Nicht
bestürmt mich wild Verlangen
Gluthenvoller
Sehnsuchtsmacht! –
Wie der Mond kam
es gegangen
In der stillen Sommernacht.
Aller
sehr verliebten Seelen
Sitte ist’s, den
Mond zu fragen.
Wenn sie sich in
Sehnsucht quälen,
Soll vom fernen
Lieb er sagen.
Neulich
fragt ich ihn: „ Du gutes,
Silberhelles Aug’
der Nächte,
Sieh ich bin verlegnen Muthes,
Ob mein
Lieb auch mein gedächte.
Sonst
auf ihrem Kammerfenster
Sah ich oft dein
mild Gefunkel,
Wenn, zur Stunde der Gespenster
Ich
dort unten stand im Dunkel.
Meine
ganze Liebe hast du
Damals, Mond,
erschauen müssen;
Auch in jener
Laube sahst du
All die rothen Küsse küssen.
Ach, du
kennst ja die Geschichte.
Sprich nun, ist
sie treu gewesen?
Lass aus deinem
Angesichte
Freundlich mich die Antwort
lesen.“
Doch der
runde Mond – bedächtig
Schaute er auf
mich hernieder!
Und mir war, als
wenn verdächtig
Zwinkten seine
Augenlieder.
Nächtlich bei des Mondes Schimmer,
Wenn der Wind
schläft in den Wipfeln,
Tanzt die
wunderschöne Elfe
Auf dem stillen,
schilfumgebnen
Wasserrosenteich im Walde.
Nimmer
dringt in diese Gründe
Nur ein Hauch des
Menschendaseins!
Selbst der Glocke
weithinhallend
Klanggetöne stirbt versummend
In dem
weiten Meer der Wipfel.
Und es
steht der Wald im Lauschen
Auf das eigne
Schweigen lautlos.
Und die
wunderschöne Elfe
Wiegt sich über
stillem Wasser
Wie ein schimmernd Duftgebilde,
Dass
das leuchtend helle Goldhaar
Um die weissen
Glieder wallet.
Breitend ihre
schönen Arme
Schwebt sie ob dem dunklen
Grunde,
Wie ein lieblicher Gedanke
Mondbeglänzter Einsamkeit.
Horchend
über schroffe Mauern
Auf die
Nachtigallenlieder
Schaun zwei
jugendliche Nonnen
In das Thal voll
Sehnsucht nieder.
Wundervolle Frühlingsmondnacht!
Klang und Sang in
lauen Lüften,
Luft’gen Silbers volle Schale,
Schwimmt das Thal in Glanz und Düften.
Horch,
da rollt’s im Grund; es klinget
Eines Posthorns
muntres Tönen,
Und die Jüngste hüllt ihr
Antlitz,
Und sie wendet sich mit Thränen.
–
Doch die
Klosterglocke schrillend
Uebertönt das
Horn, das helle –
Und die Nonnen
wandeln schweigend
Zum Gebet in ihre
Zelle. –
Gesang in der
Mondnacht
Heinrich Seidel
Die
Rosen blühen im Mondenschein
In der silbernen
Juninacht,
Da alles schläft – mein Herz
allein,
Mein Herz nur pocht und wacht
Die
Rosen blühen ohne Zahl
Beisammen froh
gesellt,
Die Quellen rieseln und rauschen zu
Thal
Selbander in die Welt.
Ich
weiss eine Blume, die blüht allein
In der stillen
Mondennacht,
Wenn alles schläft – mein Herz
allein,
Mein Herz nur pocht und wacht.
Abends,
wenn es dunkel wird,
Und die
Fledermaus schon schwirrt,
Gehn wir mit
Laternen aus
In den Garten hinter’m Haus,
Und im
Auf- und Niederwallen
Lassen wir das
Lied erschallen:
Laterne,
Laterne,
Sonne, Mond und Sterne.
Wie so
lieblich aus dem Grün
Fern und nah die
Lichter glühn,
Schimmern auf den hellen Steig,
Spiegeln sich im schwarzen Teich;
Rosig aus dem
Dunkel leuchtet
Manche Blume
thaubefeuchtet.
Laterne,
Laterne,
Sonne, Mond und Sterne!
Plötzlich aus dem Wolkenthor
Kommt der gute
Mond hervor,
Wandelt seine Himmelsbahn
Als ein
Hauptlaternenmann,
Leuchtet bei dem
Sterngefunkel
Lieblich aus dem blauen Dunkel.
Laterne, Laterne,
Sonne, Mond und
Sterne!
Ei nun
gehen wir nach Haus,
Blasen die
Laternen aus,
Lassen Mond und Sternelein
Leuchten in der Nacht allein,
Bis die Sonne
wird erwachen,
Alle Lampen auszumachen.
Laterne, Laterne,
Sonne, Mond und
Sterne!
Die stille Stadt
Heinrich
Seidel
Liegt
eine Stadt im Tale,
ein blasser Tag
vergeht;
es wird nicht lange dauern
mehr,
bis weder Mond noch Sterne,
nur
Nacht am Himmel steht.
Von
allen Bergen drücken
Nebel auf die
Stadt;
es dringt kein Dach, nicht Hof noch
Haus,
kein Laut aus ihrem Rauch
heraus,
kaum Türme noch und Brücken.
Doch als
den Wandrer graute,
da ging ein
Lichtlein auf im Grund,
und durch den
Rauch und Nebel
begann ein leiser
Lobgesang
aus Kindermund.
So
komme, was da kommen mag!
Solang du lebest,
ist es Tag.
Und geht es in die Welt hinaus,
Wo du
mir bist, bin ich zu Haus.
Ich seh dein
liebes Angesicht,
Ich sehe die
Schatten der Zukunft nicht.
1
In der Gruft bei den alten
Särgen
Steht nun ein neuer Sarg,
Darin
vor meiner Liebe
Sich das süßeste
Antlitz barg.
Den schwarzen Deckel der Truhe
Verhängen die Kränze ganz;
Ein Kranz von
Myrtenreisern,
Ein weißer Syringenkranz.
Was
noch vor wenig Tagen
Im Wald die Sonne
beschien,
Das duftet nun hier unten:
Maililien und Buchengrün.
Geschlossen sind
die Steine,
Nur oben ein Gitterlein;
Es
liegt die geliebte Tote
Verlassen und
allein.
Vielleicht im Mondenlichte,
Wenn
die Welt zur Ruhe ging,
Summt noch um die
weißen Blüten
Ein dunkler Schmetterling.
2
Mitunter weicht von meiner
Brust,
Was sie bedrückt seit deinem
Sterben;
Es drängt mich, wie in
Jugendlust,
Noch einmal um das Glück zu
werben.
Doch frag ich dann: Was ist das
Glück?
So kann ich keine Antwort geben
Als
die, daß du mir kämst zurück,
Um so wie einst
mit mir zu leben.
Dann seh ich
jenen Morgenschein,
Da wir dich hin
zur Gruft getragen;
Und lautlos
schlafen die Wünsche ein,
Und nicht mehr
will ich das Glück erjagen.
3
Gleich jenem Luftgespenst der
Wüste
Gaukelt vor mir
Der
Unsterblichkeitsgedanke;
Und in den
bleichen Nebel der Ferne
Täuscht er dein
Bild.
Markverzehrender Hauch der
Sehnsucht,
Betäubende Hoffnung befällt
mich;
Aber ich raffe mich auf,
Dir
nach, dir nach;
Jeder Tag, jeder
Schritt ist zu dir.
Doch,
unerbittliches Licht dringt ein;
Und vor mir dehnt
es sich,
Öde, voll Entsetzen der
Einsamkeit;
Dort in der Ferne ahn ich den
Abgrund;
Darin das Nichts. -
Aber weiter und
weiter
Schlepp ich mich fort;
Von Tag
zu Tag,
Von Mond zu Mond,
Von Jahr zu
Jahr;
Bis daß ich endlich,
Erschöpft an
Leben und Hoffnung,
Werd hinstürzen
am Weg
Und die alte ewige Nacht
Mich
begräbt barmherzig,
Samt allen
Träumen der Sehnsucht.
4
Weil ich ein Sänger bin, so frag ich
nicht,
Warum die Welt so still nun meinem
Ohr;
Die eine, die geliebte Stimme
fehlt,
Für die nur alles andre war der
Chor.
5
Und am Ende der Qual alles
Strebens
Ruhig erwart ich, was sie
beschert,
Jene dunkelste Stunde des
Lebens;
Denn die Vernichtung ist auch was
wert.
6
Der Geier Schmerz flog nun
davon,
Die Stätte, wo er saß, ist
leer;
Nur unten tief in meiner Brust
Regt
sich noch etwas, dumpf und schwer.
Das ist die
Sehnsucht, die mit Qual
Um deine holde
Nähe wirbt,
Doch, eh sie noch das Herz
erreicht,
Mutlos die Flügel senkt und
stirbt.
Im
Hinterhaus, im Fliesensaal
Über
Urgroßmutters Tisch’ und Bänke,
Über die alten
Schatullen und Schränke
Wandelt der
zitternde Mondenstrahl.
Vom Wald kommt
der Wind
Und fährt an die Scheiben;
Und
geschwind, geschwind
Schwatzt er ein
Wort,
Und dann wieder fort
Zum Wald über
Föhren und Eiben.
Da wird
auch das alte verzauberte Holz
Da drinnen
lebendig;
Wie sonst im Walde will es
stolz
Die Kronen schütteln unbändig,
Mit den
Ästen greifen hinaus in die Nacht,
Mit dem Sturm
sich schaukeln in brausender Jagd,
Mit den Blättern
in Übermut rauschen,
Beim Tanz im
Flug
Durch Wolkenzug
Mit dem Mondlicht
silberne Blicke tauschen.
Da müht
sich der Lehnstuhl, die Arme zu recken,
Den Rokokofuß
will das Kanapee strecken,
In der Kommode
die Schubfächer drängen
Und wollen die
rostigen Schlösser sprengen;
Der Eichschrank
unter dem kleinen Troß
Steht da, ein
finsterer Koloß.
Traumhaft regt er
die Klauen an,
Ihm zuckt’s in der verlornen
Krone;
Doch bricht er nicht den schweren Bann.
-
Und
draußen pfeift ihm der Wind zum Hohne
Und fährt an die
Läden und rüttelt mit Macht,
Bläst durch die
Ritzen, grunzt und lacht,
Schmeißt die
Fledermäuse, die kleinen Gespenster,
Klitschend gegen
die rasselnden Fenster.
Die glupen dumm
neugierig hinein -
Da drinn’ steht
voll der Mondenschein.
Aber
droben im Haus
Im behaglichen Zimmer
Beim
Sturmgebraus
Saßen und schwatzten die Alten noch
immer,
Nicht hörend, wie drunten die Saaltür
sprang,
Wie ein Klang war erwacht
Aus der
einsamen Nacht,
Der schollernd
drang
Über Trepp’ und Gang,
Daß drin in der
Kammer die Kinder mit Schrecken
Auffuhren und
schlüpften unter die Decken.
Weiße
Mondesnebel schwimmen
Auf den feuchten
Wiesenplanen;
Hörst du die Gitarre stimmen
In dem
Schatten der Platanen?
Dreizehn
Lieder sollst du hören,
Dreizehn Lieder,
frisch gedichtet;
Alle sind, ich
kann’s beschwören,
Alle nur an dich
gerichtet.
An dem
zarten schlanken Leibchen
Bis zur Stirne
auf und nieder,
Jedes Fünkchen,
jedes Stäubchen,
Alles preisen
meine Lieder.
Wahrlich, Kind, ich hab zuzeiten
Übermütige
Gedanken!
Unermüdlich sind die Saiten,
Und der
Mund ist ohne Schranken.
Vom
geheimsten Druck der Hände
Bis zum
nimmersatten Küssen!
Ja, ich selber
weiß am Ende
Nicht, was du wirst hören
müssen.
Laß dich
warnen, laß mich schweigen,
Laß mich Lied um
Liebe tauschen;
Denn die Blätter
an den Zweigen
Wachen auf und wollen lauschen.
Weiße
Mondesnebel schwimmen
Auf den feuchten
Wiesenplanen;
Hörst du die Gitarre stimmen
In dem
Schatten der Platanen?
Und
webte auch auf jenen Matten
Noch jene
Mondesmärchenpracht,
Und stünd sie
noch im Waldesschatten
Inmitten jener
Sommernacht;
Und fänd ich selber wie im
Träume
Den Weg zurück durch Moor und
Feld,
Sie schritte doch vom
Waldessaume
Niemals hinunter in die Welt.
Wie
liegt im Mondenlichte
Begraben nun die
Welt;
Wie selig ist der Friede,
Der sie
umfangen hält!
Die
Winde müssen schweigen,
So sanft ist
dieser Schein;
Sie säuseln nur und weben
Und
schlafen endlich ein.
Und was
in Tagesgluten
Zur Blüte nicht erwacht,
Es
öffnet seine Kelche
Und duftet in die
Nacht.
Wie bin
ich solchen Friedens
Seit lange nicht
gewohnt!
Sei du in meinem Leben
Der
liebevolle Mond!
In Bulemanns Haus
Theodor
Storm
Es
klippt auf den Gassen im Mondenschein;
Das ist die
zierliche Kleine,
Die geht auf
ihren Pantöffelein
Behend und
mutterseelenallein
Durch die Gassen
im Mondenscheine.
Sie geht
in ein alt verfallenes Haus;
Im Flur ist die
Tafel gedecket,
Da tanzt vor dem
Monde die Maus mit der Maus,
Da setzt sich das
Kind mit den Mäusen zu Schmaus,
Die Tellerlein
werden gelecket.
Und leer
sind die Schüsseln; die Mäuslein im Nu
Verrascheln in
Mauer und Holze;
Nun läßt es dem
Mägdlein auch länger nicht Ruh,
Sie schüttelt ihr
Kleidchen, sie schnürt sich die Schuh,
Dann tritt sie
einher mit Stolze.
Es
leuchtet ein Spiegel aus goldnem Gestell,
Da schaut sie
hinein mit Lachen;
Gleich schaut
auch heraus ein Mägdelein hell,
Das ist ihr
einziger Spielgesell;
Nun wolln sie
sich lustig machen.
Sie
nickt voll Huld, ihr gehört ja das Reich;
Da neigt sich das
Spiegelkindlein,
Da neigt sich das
Kind vor dem Spiegel zugleich,
Da neigen sich
beide gar anmutreich,
Da lächeln die
rosigen Mündlein.
Und wie
sie lächeln, so hebt sich der Fuß,
Es rauschen die
seidenen Röcklein,
Die Händchen
werfen sich Kuß um Kuß,
Das Kind mit dem
Kinde nun tanzen muß,
Es tanzen im
Nacken die Löcklein.
Der Mond
scheint voller und voller herein,
Auf dem Estrich
gaukeln die Flimmer:
Im Takte schweben
die Mägdelein,
Bald tauchen sie tief in die Schatten
hinein,
Bald stehn sie in bläulichem
Schimmer.
Nun
sinken die Glieder, nun halten sie an
Und atmen aus
Herzensgrunde;
Sie nahen sich schüchtern und beugen sich
dann
Und knien voreinander und rühren sich
an
Mit dem zarten unschuldigen
Munde.
Doch
müde werden die beiden allein
Von all der
heimlichen Wonne;
Sehnsüchtig
flüstert das Mägdelein:
»Ich mag nicht
mehr tanzen im Mondenschein,
Ach, käme doch
endlich die Sonne!«
Sie
klettert hinunter ein Trepplein schief
Und schleicht
hinab in den Garten.
Die Sonne
schlief, und die Grille schlief.
»Hier will ich
sitzen im Grase tief,
Und der Sonne
will ich warten.«
Doch als
nun morgens um Busch und Gestein
Verhuschet das
Dämmergemunkel,
Da werden dem
Kinde die Äugelein klein;
Sie tanzte zu
lange bei Mondenschein,
Nun schläft sie
bei Sonnengefunkel.
Nun
liegt sie zwischen den Blumen dicht
Auf grünem,
blitzendem Rasen;
Und es schauen
ihr in das süße Gesicht
Die Nachtigall
und das Sonnenlicht
Und die kleinen
neugierigen Hasen.
Die
Drossel singt, im Garten scheint der Mond;
Halb träumend
schwankt im Silberschein die Rose.
Der Abendfalter
schwingt sich sacht heran,
Im Flug zu ruhn
an ihrem zarten Moose.
Nun
schwirrt er auf – doch sieh! er muß zurück;
Die Rose zwingt
ihn mit gefeitem Zügel.
An ihrem Kelche
hängt der Schmetterling,
Vergessend sich
und seine bunten Flügel. --
Die
Drossel singt, im Garten scheint der Mond;
Halb träumend
wiegst du dich in meinen Armen.
O gönne mir der
Lippen feuchte Glut,
Erschließ den
Rosenkelch, den liebewarmen!
Du bist
die Blume, die mich einzig reizt!
Dein heller Blick
ist ein gefeiter Zügel!
An deinen Lippen
hängt der Schmetterling,
Sich selbst
vergessend und die bunten Flügel.
Der
Acker leuchtet weiß und kalt.
Der Himmel ist
einsam und ungeheuer.
Dohlen kreisen
über dem Weiher
Und Jäger steigen
nieder vom Wald.
Ein
Schweigen in schwarzen Wipfeln wohnt.
Ein Feuerschein
huscht aus den Hütten.
Bisweilen schellt
sehr fern ein Schlitten
Und langsam
steigt der graue Mond.
Ein Wild
verblutet sanft am Rain
Und Raben
plätschern in blutigen Gossen.
Das Rohr bebt
gelb und aufgeschossen.
Frost, Rauch, ein
Schritt im leeren Hain.
Dunkel war’s, der
Mond schien helle
Unbekannter
Dichter
Dunkel
war’s, der Mond schien helle,
schneebedeckt die
grüne Flur,
als ein Wagen blitzeschnelle
langsam
um die Ecke fuhr.
Drinnen
saßen stehend Leute,
schweigend im
Gespräch vertieft,
als ein
totgeschoßner Hase,
auf dem Sandberg
Schlittschuh lief.
Und auf
einer roten Banke,
Die blau
angestrichen war,
Saß ein
blondgelockter Jüngling
Mit
kohlrabenschwarzem Haar.
Neben
ihm ‘ne alte Schachtel,
Zählte kaum erst
sechzehn Jahr.
Und sie aß ‘ne Butterstulle,
Das mit
Schmalz bestrichen war.
Droben
auf dem Apfelbaume,
Der sehr süße
Birnen trug,
Hing des Frühlings letzte
Pflaume
Und an Nüssen noch genug.
Verkehrte Welt
Unbekannter
Dichter
Dunkel
war’s der Mond schien helle, *
Schneebedeckt die
grüne Flur, **
Als ein Wagen blitzesschnelle
|:
Langsam um die Ecke fuhr, :|*
Drinnen saßen
stehend Leute,
Schweigend ins Gespräch
vertieft,
Als ein totgeschoss’ner Hase
|: Auf
der Wiese Schlittschuh lief, :|
Und der
Wagen fuhr im Trabe
Rückwärts einen
Berg hinauf.
Droben zog ein alter Rabe
|:
Grade eine Turmuhr auf. :|
Ringsumher herrscht tiefes Schweigen
Und mit
fürchterlichem Krach
Spielen in des
Grases Zweigen
|: Zwei Kamele lautlos Schach.
:|
Und auf
einer roten Banke,
Die blau
angestrichen war,
Saß ein
blondgelockter Jüngling
|: Mit
kohlrabenschwarzem Haar, :|
Neben
ihm ‘ne alte Schachtel,
Zählte kaum erst
sechzehn Jahr’,
Und sie aß ein
Butterbrot,
|: Das mit Schmalz bestrichen war,
:|
Droben
auf dem Apfelbaume,
Der sehr süßte
Birnen trug,
Hing des Frühlings letzte
Pflaume
|: Und an Nüssen noch genug. :|
Von der
regennassen Straße
Wirbelte der
Staub empor.
Und ein Junge bei der Hitze
|:
Mächtig an den Ohren fror. :|
Beide
Hände in den Taschen
Hielt er sich die
Augen zu.
Denn er konnte nicht ertragen,
|: Wie
nach Veilchen roch die Kuh. :|
Und zwei
Fische liefen munter
Durch das blaue
Kornfeld hin.
Endlich ging die Sonne unter
|: Und
der graue Tag erschien. :|
Abschied des
Handwerksgesellen
Unbekannter
Dichter
Ade, du
liebes Städtchen,
Ade ihr lieben
Mädchen,
Von euch muß ich jetzt fort, fort,
fort
An ei-, an ei-,
|: An einen
andern Ort,
An einen andern Ort. :|
2. Euch,
die mir wohlgefallen,
Laß ich mir jetzt
abmalen,
Bald weiß, bald rot, bald
rosenrot,
Jetzt ist, jetzt ist,
|: Jetzt ist die
Mod’ also,
Jetzt ist die Mod’ also. :|
3. Wie
oft sind wir zusammen
In Compagnie
gegangen
Im schönen Mondenschein, schein,
schein,
Im schö-, im schö-,
|: Im schönen
Mondenschein,
Im schönen Mondenschein. :|
4. Ade,
du liebes Städtchen,
Ade ihr lieben
Mädchen,
Von euch muß ich jetzt fort, fort,
fort
An ei-, an ei-,
|: An einen
andern Ort,
An einen andern Ort. :|
Der Mond, der scheint
Unbekannter Dichter
|: Der
Mond, der scheint,
Das Kindlein
weint. :|
|: Die Glock schlägt zwölf, :|
Das
Gott doch allen Kranken helf’!
Der Mondenschein
Unbekannter
Dichter
Willkommen, lieber Mondenschein,
So traulich und
so hold,
Kommst du zu mir ins Kämmerlein
Und
schmückst es aus mit Gold.
Und
immer gehts in dieser Welt
Gar gravitätisch
zu:
Man weint, man lacht, man steigt, man
fällt,
Und legt sich dann zur Ruh.
Und
fließen Tränen, – du bist mein –,
Ich hab so meine
Ruh,
Und nur die Träne, die man
weint,
Schließt heiße Sehnsucht zu.
Der Mond sprach
zur Sonne
Unbekannter Dichter
Der Mond
sprach zur Sonne ich lieb Dich,
Sag’, Sonne
liebst Du mich denn auch?
Dann komm’ ich zu
dir und ich küss’ Dich,
Wie das bei
Verliebten der Brauch.
Die
Sonne jedoch hatte Angst vor ihm,
Sie lief ihm
davon und das ärgert ihn.
So läuft er schon
viel tausend Jahre
Der Sonne im
Dauerlauf nach.
Seit der
Zeit, seit der Zeit,
Da gibt es die
Nacht und den Tag.
Wiegenlied
Unbekannter
Dichter
1. |:
Gut Nacht, gut Nacht mein feines Kind,
Gut Nacht, schlaf
wohl mein Kind! :|
Daß dich die
Englein Hüten all,
Die in dem
schönen Himmel sind!
Gut Nacht, gut
Nacht mein feines Kind,
Schlaf wohl in
Nächten lind!
2. |: Es
singt im Busch die Nachtigall,
Im klaren
Mondenschein. :|
Der Mond schaut
in das Fenster dir,
Guckt in dein
stilles Kämmerlein.
Gut Nacht, gut
Nacht mein liebes Kind,
Gut Nacht, mein
Kindelein!
Ich ging
im Mondenschimmer
Mit Lydia Hand in
Hand,
Ach, ich vergesse nimmer,
Was da
mein Herz empfand.
Sie
schwieg, doch eine Träne
Hing ihr im Auge
hell,
Der Mond schwamm auf der Träne
Wie auf
dem Wiesenquell.
Da
schwanden Mond und Erde
Vor meinem
Angesicht,
Nur Lydia blieb – ich werde
So
selig wieder nicht.
Bajuschki baju
Russisches
Volkslied
Schlaf
mein Kindlein,
Halt ein Schläfchen,
Bajuschki ba –
ju;
|: Silbermond und
Wolkenschäfchen
Seh’n von oben
zu. :|
2.
Schlaf, mein Kind,
Du sollst einst
werden
Wohl ein großer Held;
|: Der ein Retter
uns’rer Erden
Und das Heil der Welt. :|
Mond ist golden aufgegangen
Volkslied aus Wales, Übersetzung Hans Baumann
Mond ist
golden aufgegangen
Still in der
Nacht.
Müde Welt ist schlafumfangen
Still
in der Nacht.
Näher uns die Sterne winken,
Laden
freundlich ein zu trinken;
Himmelsatem wir
empfangen
Still in der Nacht.
Der schöne Mond
will untergahn
Volkslied
In
stiller Nacht,
zur ersten Wacht,
ein Stimm begunnt
zu klagen,
der nächtige Wind
hat süß und
lind
zu mir den Klang getragen;
von
herbem Leid und Traurigkeit
ist mir das Herz
zerflossen,
die Blümelein mit Tränen rein
hab ich
sie all begossen.
Der
schöne Mond
will untergahn,
für Leid nicht
mehr mag scheinen,
die Sterne
lan
ihr Gützen stahn,
mit mir sie
wollen weinen.
Kein Vogelsang,
noch
Freudenklang
man höret nur die Lüften,
die
wilden Tier´
trau´rn auch mit mir
in Steinen und in
Klüften.
Verstohlen geht
der Mond auf
Volkslied
Verstohlen geht der Mond auf,
blau, blau
Blümelein,
durch Silberwölkchen geht sein
Lauf.
Rosen im Tal,
Madel im
Saal,
o schönste Rosa.
Er
steigt die blaue Luft hindurch,
blau, blau,
Blümelein,
bis das er schaut auf
Löwenburg.
Rosen im Tal,
Mädel im
Saal,
o schönste Rosa.
O schaue
Mond durchs Fensterlein,
blau, blau,
Blümelein,
schön Trude lock mit deinem
Schein!
Rosen Im Tal,
Mädel im
Saal,
o schönste Rosa.
Und
siehst du mich und siehst du sie,
blau, blau,
Blümelein,
zwei treu’re Herzen sahst du
nie.
Rosen im Tal,
Mädel im
Saal,
o schönste Rosa.
Gestern bei
Mondenschein
Volkslied
Gestern
bei Mondenschein ging ich spazieren,
gestern bei
Mondenschein ging ich spazieren
in dem
Hausgärtelein, in dem Hausgärtelein
bei
Mondenschein.
Da saß
ein Mägdelein so ganz alleine
in dem
Hausgärtelein bei Mondenschein.
Mägdelein, was machst du hier so ganz alleine
in dem
Hausgärtelein bei Mondenschein?
Ich bind
ein Kränzlein von grünen Zypressen
in dem
Hausgärtelein bei Mondenschein.
Es soll
dem Liebsten sein, wenn er wird kommen
in das
Hausgärtelein bei Mondenschein.
Schlaf, Kindlein,
schlaf!
Volkslied
Schlaf,
Kindlein, schlaf!
Der Vater hüt’t
die Schaf,
die Mutter schüttel’s
Bäumelein,
da fällt herab ein Träumelein.
Schlaf’, Kindlein, schlaf!
Schlaf’,
Kindlein, schlaf!
Am Himmel zieh’n
die Schaf:
Die Sternlein sind die
Lämmerlein,
der Mond, der ist das
Schäferlein.
Schlaf’, Kindlein, schlaf’!
Schlaf’,
Kindlein, schlaf!
So schenk’ ich
dir ein Schaf
mit einer goldnen Schelle fein,
das
soll dein Spielgeselle sein.
Schlaf’,
Kindlein, schlaf!
Schlaf’,
Kindlein, schlaf!
und blök’ nicht,
wie ein Schaf:
Sonst kommt des Schäfers
Hündelein
und beißt mein böses Kindelein.
Schlaf’, Kindlein, schlaf!
Schlaf’,
Kindlein, schlaf!
Geh’ fort und
hüt’ die Schaf’,
geh’ fort, du
schwarzes Hündelein,
und weck’ mir
nicht mein Kindelein!
Schlaf’,
Kindlein, schlaf’!
Die
Blümelein, sie schlafen
schon längst im
Mondenschein,
sie nicken mit den Köpfchen
auf
ihren Stengelein.
Es rüttelt sich
der Blütenbaum,
er säuselt wie
ein Traum;
schlafe, schlafe,
schlaf du, mein
Kindelein.
Die
Vögelein, sie sangen
so süß im
Sonnenschein,
sie sind zur Ruh gegangen
in ihre
Nestelein.
Das Heimchen in dem Ährengrund
es tut
allein sich kund.
Schlafe,
schlafe,
schlaf du, mein Kindelein.
Sandmännchen kommt geschlichen
und guckt durchs
Fensterlein,
ob irgend noch ein Kindchen
nicht
mag zu Bette sein.
Und wo er nur ein
Kindlein fand,
streut er ins Aug ihm Sand.
Schlafe, schlafe,
schlaf du, mein
Kindelein.
Sandmännchen, aus dem Zimmer!
Es schläft mein
Herzchen fein.
Es ist gar fest verschlossen
schon
sein Guckäugelein.
Es leuchtet
morgen mir Willkomm,
das Äugelein so
fromm.
Schlafe, schlafe,
schlaf du, mein
Kindelein.
Aus dem
Schlaraffen Büchlein »Der Hausbock und andere zum Teil sogarastreine Fechsungen
vom Ritter Sinn-Bold der Truymannia«, alias August Wittmann
Wenn ich
bei Nacht den Arm leicht winkle
und still mit
meinem Dackel pinkle,
wie ich es gern
abseits vom Wege
vorm Schlafengehn
zu halten pflege,
scheint manchmal
mir mit mildem Licht
der volle Mond
ins Angesicht,
und wenn ich mir dann überlege,
wer
alles jetzt zur gleichen Stunde
(derweil der Urin
sanft fleußt)
auch heimlich Tränen still
vergeußt,
dann dank’ ich Gott aus
Hertzensgrunde,
daß doch der
gute, alte Mond
noch immer
friedlich unbewohnt
als Trost für uns
am Himmel thront.
Der Mond
in Liedern und Gedichten
DIGITALE SAMMLUNG
ERNST GIGER
ergi@pop.agri.ch