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ERNST GIGER – FOTOGRAFIE
„WOLKEN SIND GEDANKEN,
DIE AM HIMMEL STEHN“
Wolken sind Gedanken,
die am Himmel stehn.
Keine Schrift der Erde
schrieb sie je so schön
Manchmal hingerissen
hart und wie im Zorn,
manchmal wie im Traume
leise und verlor'n.
Und seit Ewigkeiten
stehen so sie da,
eh’ ein Menschenauge
noch nach ihnen sah.
Und in Ewigkeiten werden
so sie stehn,
auch wenn Menschenaugen
längst sie nicht mehr sehn.
Herrmann Claudius (1878-1980)
«Draussen fing es an zu winden, die Wolken flogen am
Himmel, schwarze Wände, der Zukunft einer kummervollen
Seele vergleichbar, erhoben sich langsam, die Vögel suchten
die Gebüsche, die Fische sprangen nach Mücken, Windspiele
rissen hoch in die Lüfte bald Heu, bald Staub.»
Jeremias Gotthelf „Ueli der Knecht“, ein Gewitter zieht auf
Wolke am Abend Alfons Petzold
Hoch im Himmel, in dem stillen, klaren,
Segelt, scharf von hellem Blau begrenzt,
Eine Wolke, ganz von wunderbaren
Abendlichtern goldig überglänzt.
Einer Insel gleich, die leidentwöhnte,
Ewig frohe Göttermenschen trägt,
Also zieht sie durch die gottversöhnte
Blaue Flut, die keine Welle schlägt,
Manchesmal beschattet sie die fahle,
Müde Landschaft zärtlich, muttermild,
Und des Sees grüne Spiegelschale
Trinkt begierig ihr entzückend Bild.
Jetzt von ihrem rötlichen Gestade
Fällt ein Leuchten in das tiefe Land,
Und ich ahne: eine hohe Gnade
Fasst noch heute meine Menschenhand.
„Das Leben bringt Wolken genug. Schaff dir nicht selber
noch Wolken dazu! Sie enthalten den Blitzstoff, den du
nicht beherrschen kannst.“ Karl May
„Jeder Wolkendunst unserer Jugend, der sich harmlos zu
verziehen schien, kommt irgendwann einmal als Gewitter
wieder.“ Arthur Schnitzler
„Wer sieht nicht Geister auf den Wolken beim Untergang
der Sonne?“ Philipp Otto Runge
Feldeinsamkeit
Ich ruhe still im hohen grünen Gras
Und sende lange meinen Blick nach oben,
Von Grillen rings umschwirrt ohn' Unterlass,
Von Himmelsbläue wundersam umwoben.
Und schöne weiße Wolken ziehn dahin
Durchs tiefe Blau wie schöne stille Träume. –
Mir ist, als ob ich längst gestorben bin,
und ziehe selig mit durch ew'ge Räume.
Hermann Allmers
«Eine Wolke endet irgendwo und
fängt irgendwo an,
sie lebt eine Weile und ist wieder weg.
Als hätte es sie nie gegeben.»
Florian Illies
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