Wie viel Technik braucht die Schule?

Unterschiedlichste Firmen wollen Schulen ihre technischen Lösungen verkaufen, weil die Digitalisierung von Schulen gewinnbringende Geschäfte verspricht: Nebst den eigentlichen digitalen Geräten (Tablets, Computer, …) für die Schülerinnnen und Schüler gehören dazu vor allem Demonstrationsgeräte für Lehrpersonen wie interaktive Bildschirme oder Whiteboards.

Welche Technik ist aber nun wirklich notwendig, damit digitaler Unterricht gelingen kann?

(Anmerkung: Selbstverständlich ist es angenehm, wenn man über verschiedenste Optionen verfügt, allerdings werden einige davon kaum oder nur selten eingesetzt, und jedes Gerät weist auch einen Platzbedarf aus und verringert damit den Bewegungsraum im Schulzimmer.)

Präsentationstechnik

Bei der Präsentationstechnik konkurrieren aktuelle interaktiven Bildschirmen(teilweise mit Übergrösse) mit interaktiven Whiteboards und den klassischen Beamern.

Bildschirme bieten meist eine hervorragende Bildqualität (grosse Auflösung und Helligkeit) aber häufig spiegelt die verwendete Glasoberfläche. Grosse Modelle sind (noch) sehr teuer. Meist werden Bildschirme in eine Wandtafellösung integriert, um so an Wandtafeln orientierten Lehrpersonen entgegenzukommen. Dabei handelt es sich aber fast immer um eine Kompromisslösung, da die Seitenverhältnisse von Bildschirm und Wandtafel schlecht zueinander passen.

Interaktive Whiteboards werden seit vielen Jahren angeboten und basieren darauf, dass ein Bild per Kurzdistanzbeamer auf eine Schreibfläche geworfen wird. Die Bildqualität unterscheidet sich meist nicht von der eines klassischen Beamers. Dafür kann auf dem Whiteboard mit normalen oder digitalen Stiften geschrieben werden. Die versprochene Interaktivität wird selten wirklich im Unterricht umgesetzt, da eine entsprechende „Programmierung“ von Unterrichtselementen mit teilweise proprietären Softwarelösungen die Fähigkeiten der meisten Lehrpersonen ohne entsprechende intensive Schulung übersteigt.

Beamer dienen in der Regel als passive Präsentationstechnik, d.h., die werfen ein Bild an die Wand. Im Gegensatz zu früheren Modellen sind die heutigen Beamer lichtstark, weisen eine hohe Auflösung auf und fallen auch nicht mehr negativ durch störende Lüftergeräusche aus.

Zwar sind die hervorragende Bildqualität moderner Grossbildschirme und die Interaktivität von Whiteboards verlockend, berücksichtigt man aber die aktuellen Preise und die tatsächlich im Unterricht umgesetzten Anwendungsszenarien, empfiehlt sich die Anschaffung eines Beamers. Dies aus drei Gründen:

  1. Da die Beamerlösung wesentlich günstiger ist, kann dieser falls notwendig bereits nach einer vergleichsweisen kurzen Zeit (3-4 Jahre) gegen eine passendere Lösung ausgetauscht werden, während interaktive Whiteboards und Bildschirme viel länger im Einsatz bleiben müssen (ca. 10 Jahre), damit sich deren Anschaffung rechnet.
  2. Beamer sind flexibler: Sie können einfacher neu ausgerichtet werden, falls dies der Unterricht erfordert.
  3. Die fehlende Interaktivität kann durch die Verwendung entsprechender Software (z.B. sogar auf einer Webseite) nachgebaut werden, d.h. Lehrpersonen verwenden von Anfang an offene oder eingekaufte Bildungsressourcen, die unabhängig von der verwendeten Technik funktionieren.

Computer als Lehrerarbeitsgerät

Grundsätzlich verfügen (einmal abgesehen von Billigstgeräten) heute alle Computer über genügend Leistung, um den Anforderungen des Schulalltags zu genügen. Die Eigenschaften eines idealen Lehrerarbeitsgerätes hängen aber auch von den geplanten Lehr- und Lernszenarien ab.

Trotzdem gibt es einige Punkte, auf die man bei der Anschaffung achten sollte:

  • Idealerweise verfügt der Bildschirm über eine hohe Auflösung, welche derjenigen der Präsentationstechnik entspricht. (Stimmen die Auflösungen nicht überein, sind meist unschöne oder sogar störende Anzeigefehler die Folge.)
  • Der Bildschirm muss genügend gross sein. Dies trifft insbesondere für Lehrpersonen zu, deren Augen nicht mehr so leistungsfähig sind.
  • Das Gerät sollte über eine angenehme und zuverlässige Stiftbedienung verfügen, weil das Schreiben auf dem Bildschirm eine Reihe von anderen Geräten (z.B. Visualiser) zumindest teilweise ersetzen kann. Beim Schreiben ist es angenehm, wenn der Bildschirm möglichst heruntergeklappt und idealerweise sogar von der Tastatur entkoppelt werden kann.
  • Der Computer sollte schnell starten. Es ist im Unterricht äusserst unangenehm, wenn Zeit verloren geht, weil ein technisches Gerät noch nicht bereit ist.

Andere Geräte

Scanner: In den meisten Schulhäusern stehen leistungsfähige Kopierer mit einer eingebauten Scanfunktion zu Verfügung, welche handelsübliche Scanner bezüglich Geschwindigkeit und Bedienerfreundlichkeit bei weitem übertreffen. Notfalls kann der Scanner auch durch eine in Lehrer- oder Schülergeräte eingebaute Kameras und entsprechende Software ersetzt werden.

Visualiser: Wird der Visualiser vor allem für das Präsentieren von Arbeitsblättern verwendet, ist ein Computer mit Stiftbedienung meist die bessere Lösung. Nur wenn es darum geht, häufig Realia auf die „Leinwand“ zu bringen, sind Visualiser von Bedeutung. Geometrische Konstruktionen z.B. werden besser mittels einer dynamischen Geometriesoftware (z.B. GeoGebra) durchgeführt, da damit wesentliche Elemente einer Konstruktion besser sichtbar gemacht werden können.

Netzwerktechnik

Weil mit modernen Geräten häufig auf Internetdienste zugegriffen wird, ist eine funktionierende Netzwerktechnik Voraussetzung für eine technisch gelingende Umsetzung digitaler Unterrichtszenarien. Dazu gehört auch die Verwendung entsprechend leistungsstarker Wifi-Zugänge (viele Nutzer gleichzeitig).

Das brauchen Schulen wirklich

Für den normalen Unterricht im Klassenzimmer werden also vor allem ein Beamer, ein Computer mit Stiftbedienung und den Lernszenarien angepasste Schülergeräte benötigt. Die Internetanbindung via WiFi wird dabei vorausgesetzt.

Ein solches Szenario geht davon aus, dass mit den Lehrer- und Schülergeräten auf entsprechende Software zugegriffen werden kann, wobei dafür nebst den üblichen Office-Produkten vor allem ein Notizbuch wie OneNote und ein Lern-Management-System wie Moodle zentrale Rollen spielen. Damit können die meisten proprietären Funktionen von oft teurer Hardware einfach nachgebildet werden.

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